4. Kapitel – Die heilige Familie in Ägypten

 

Des Mystikers Sicht:  Die heilige Familie in Ägypten

Reisevorbereitungen, Beschneidung Joshua Immanuels in Yerushalayim, Flucht nach Ägypten, Essener in Ägypten, Joshuas Jugendzeit, Erfüllung des Gesetzes, Wunder, Abreise nach Palästina.

  1. Die drei verheirateten Söhne Yioussoufs, Yiossaphat, Simon und Judas, lebten mit ihren Familien in Nazareth. Yioussoufs Tochter Tamar lebte mit ihrem Ehemann und mit Yioussoufs verwitweten Schwiegermutter in K’far Nahum (Kapernaum).
  1. Yioussouf erklärte seiner Tochter Esther, dass er mit Maria und dem Neugeborenen nach Ägypten fliehen müsse, und bat sie, Yiacoub zu seiner Großmutter nach K’far Nahum zu bringen. Dann bat er Yiossaphat, seine Werkstatt, sein Werkzeug und sein ganzes bewegliches Gut in Nazareth zu verkaufen. Der Erlös solle Esther für den Unterhalt der Familie in K’far Nahum zukommen.
  1. Yiossaphat war Tischler und Wagner. Er baute und reparierte Karren. Einige Jahre hatte er mit seinem Vater gearbeitet und dann eine eigene Werkstatt eröffnet. Er baute für Yioussouf und Maria einen stabilen, geschlossenen Wagen mit vier dicken Rädern, breit genug für die Reise im Sand. Yioussouf kaufte einen starken Ochsen als Zugtier für den Planwagen.
  1. Am achten Tag nach der Geburt Joshua Immanuels verkleideten sich Yioussouf und Maria wieder als Beduinen, versteckten den Säugling im Wagen und reisten mit dem Gott-Kind in den Essener Vorort vom Yerushalayim, um es im Essener Tempel nach den Essener Ritualen der Beschneidung Gott zu weihen.
  1. Marias Onkel, der Rayis Rabbi (Hohepriester) Shamaon, empfing Joshua im Tempel. Und dann geschah, was Gabriel ihm versprochen hatte: Shamaon hielt den Messias in seinen Armen, vollzog die Beschneidung und gab ihm, wie Gabriel es angewiesen hatte, den Namen „Joshua Immanuel“.
  1. Und siehe, da lebte ein Mann in Jerusalem namens Shamaon; dieser Mann war gerecht und gottesfürchtig; er wartete auf die Tröstung Israels, und Heiliger Geist war auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm auch geoffenbart worden, er solle den Tod nicht eher sehen, bevor er den vom Herrn gesandten Christus gesehen hätte. So kam er denn damals, vom Geist getrieben, in den Tempel; und als die Eltern das Kind Joshua hineinbrachten, um nach dem Brauch des Gesetzes mit ihm zu verfahren, da nahm er es in seine Armen und pries Gott mit den Worten: „Herr, nun entlässt du deinen Knecht, wie du ihm verheißen hast, im Frieden; denn meine Augen haben mein Heil gesehen, das du vor den Augen aller Völker bereitet hast, ein Licht zur Erleuchtung der Völker (der Essener?) und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.“ Und Yioussouf und Joshuas Mutter verwunderten sich über das, was da über das Kind gesagt wurde. Shamaon aber segnete sie und sagte zu Maria, seiner Mutter: „Wisse wohl, dieser ist vielen zum Fallen und zum Aufstehen in Israel bestimmt und zu einem Zeichen, das Widerspruch erfährt – und auch dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen – auf dass aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden. (Lukas 2:25-35)
  1. Als Herodes sich nun von den Weisen hintergangen sah, geriet er in heftigen Zorn; er sandte hin ließ in Bethlehem und dem ganzen Umkreis des Ortes Knaben im Alter von zwei und weniger Jahren töten, entsprechend der Zeit, die er sich von den Weisen genau hatte angeben lassen. (Matthäus 2:16)
  1. Shamaon versammelte die Essener Ältesten, die Rabbiner und die Gelehrten, um ihnen Joshua, das Gott-Kind, vorzustellen. Er sagte auf Aramäisch: „Freuet euch, Geliebte, so wie mein Herz sich jetzt erfreut. Der Geist Gottes sei mit euch. Der Ruach Elohim (Geist Gottes) und der Zauir Anpin (Logos) haben mir die Ehre gegeben, euch den Beni Alaha (Sohn Gottes) vorzustellen. Der Shaddai El (Gott der Allmächtige) sei gesegnet.
  1. Joshua Immanuel, Sohn der Jungfrau, einer Weißen Taube der Himmel, die in diesem Tempel aufgewachsen ist, ist der Erwartete, der Mshiha (Messias). Ich stelle euch den Beni Alaha, den Mshiha vor.
  1. Der verrückte König Israels, Herodes, tötet zu dieser Stunde in und um Bethlehem unschuldige neugeborene Knaben im Glauben, auf diese Weise den König der Himmel zu töten. Ich habe der Familie empfohlen, Palästina zu verlassen und zu unseren Brüdern der Essener Gemeinde in Heliopolis in Ägypten zu gehen. Bei Rayis Rabbi Nathanael in Heliopolis wird es eine große Ehre sein, dem Beni Alaha Zuflucht zu gewähren. Yioussouf und Maria müssen sofort abreisen und wir werden für eine sichere Reise sorgen.“
  1. Im Auftrage des Rayis Rabbi Shamaon traf der Rabbi Ephraim mit dem Beduinen Abdullah die Abmachung, die heilige Familie nach Ägypten in Sicherheit zu bringen. Der Karawanenführer Abdullah war ein guter Freund der Essener. Die Essener Ältesten rieten ihm, nicht über Bethlehem zu reisen, sondern östlich von Yerushalayim nach Jerikho, am östlichen Ufer des Toten Meeres entlang und dann gegen Westen zur Nordküste Ägyptens, wo der Nil ins Meer fließt. Es galt keine Zeit zu verlieren. Der Rayis Rabbi und die Ältesten warnten Maria und Yioussouf und baten sie, ohne Verzug aus Palästina zu flüchten.
  1. Kurz darauf verließ die Karawane Yerushalayim mir der heiligen Familie, die sich als Beduinen verkleidet hatte und das Kind versteckt hielt. Die Karawane umfasste sechsundvierzig Kamele, mit Waren zum Verkauf in Ägypten beladen, und sechzehn Wagen mit Reisenden und Gütern. Zehn schwer bewaffnete Beduinen auf Pferden begleiteten die Karawane. Die Reise verlief ohne Zwischenfall. Abdullah gab sich große Mühe, Yioussouf und Maria die Reise möglichst bequem zu gestalten. Er kümmerte sich um gutes Essen und frisches Wasser.
  1. Schließlich erreichten sie ein Dorf am Meer im östlichen Nildelta, wo Yioussouf und Maria einige Zeit bleiben wollten. Die Einwohner waren arme Essener Fischer, doch der Rabbi ließ es sich nicht nehmen, Yioussouf die von ihm benötigten Kleider und Maria, der Weißen Taube der Himmel, ein neues schneeweißes Leinengewand und ein schneeweißes Kopftuch zu schenken.
  1. Als Yioussouf Abdullah bezahlen wollte, sagte der Beduine, dass ihn die Essener Ältesten in Yerushalayim bereits gut bezahlt hätten und dass es ihm eine große Ehre und Freude war ihnen zu dienen. Er schenkte Maria eine Ziege, damit Joshua mit frischer Milch ernährt werden könne. Die heilige Familie blieb in der Folge sechs Monate in diesem Fischerdorf.

EINE KUTZE HISTORISCHE ÜBERSICHT HILFT ZU VERSTEHEN, WER DIESE IN ÄGYPTEN LEBENDEN ESSENER WAREN.

  1. Im Jahre 1600 v.Chr. gab es in Khemt Ägypten eine religiöse Vielfalt: die Ägypter beteten zu vielen falschen Göttern; die Griechen verehrten ihre eigenen falschen Götter und Göttinnen; die Yiatnanesen (Griechisch-Ägypter) und die Ägyptisch-Israeliten (die Nachkommen des Yioussouf, Sohn des Yiacoub) jedoch glaubten an den Einen Gott.
  1. Prinz Kniu-Mu Mosis wurde 1570 v.Chr. als Sohn ägyptisch-israelitischer Sklaven geboren. Viele Ägyptisch-Israeliten wurden durch das Joch der Griechen oder Ägypter zwangsweise versklavt, weil sie die erdrückenden Steuern nicht bezahlen konnten. Moses wurde von der unfruchtbaren verwitweten Schwester des Pharao Amen Ophis 1. adoptiert. Als Amen Ophis starb, wurde sein Sohn Thothmosis IV. zum Pharao Ägyptens gekrönt. Der Prinz Kniu-Mu Mosis, ein Hoher Hierophant, war dadurch so verbittert, dass er in sich den ägyptischen Prinzen umbrachte (Moses 2:12); er wurde ein Israelit, ein Nachkomme der israelitischen Patriarchen: Ibrahim, Is-Shakh, Yiacoub und Yioussouf.
  1. Als Hoher Hierophant war Moses im Besitz magischer Kräfte. Er wandte sie gegen die Ägypter an, befreite die israelitischen Sklaven vom Staat und von ihren ägyptischen und griechischen Herren. Schließlich führte er sie zurück nach Palästina, wo sie frei waren, dem Einen Gott ihrer Väter zu dienen.
  1. Im Jahre 1370 v.Chr. gab sich der Pharao Amen Ophis IV. selbst den Namen Ankh-en-Aton. Er verurteilte den Kult der falschen Götter der Ägypter, beendete den Götzendienst und führte den Glauben an den Einen Wahren Geist-Gott ATON ein. Die in Ägypten zurückgebliebenen Ägyptisch-Israeliten und Griechisch-Ägypter übernahmen diesen Einen Wahren Geist- Gott.
  1. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte traten die Essener zuerst in Ägypten, später in Zypern, Palästina, Syrien und in anderen Ländern in Erscheinung. Diese Essener verehrten den Einen Geist-Gott, Gott der Himmel und der Erde, Gott des Lebens und der Liebe, Allgegenwärtig, Allmächtig und Allwissend. Unter dem Einfluss der Israeliten Palästinas nahmen die Essener die von Moses überlieferten Zehn Gebote, den Sohar und das Sepher Yetzirah (das jüdische Buch der Schöpfung) an. Die Essener befreiten diese harten Doktrinen allerdings von ihrer Grausamkeit und Engstirnigkeit. Die Essener verehrten den Einen Gott.

(Handschrift von Daskalos: Text in Hieroglyphen)

  1. Ein Gott der Himmel und der Erde, Gott des Lebens von Ewigkeit zu Ewigkeit, Gott des Lichts, Herr der Liebe und der Wahrheit, Ein Gott, Gott der Unterwelt, Gott Aton, ATON-AI Herr und König.
  1. Während der Zeit, die Maria und Yioussouf im Fischerdorf verbrachten, wohnten sie im Hause des Rabbi Davout. Rachel, die Frau des Rabbi, war Maria eine große Hilfe bei der Pflege von Joshua. Eines Tages besuchte der Rayis Rabbi Nathanael aus der Essener Gemeinde von Annu (Heliopolis) das kleine Dorf an der Küste. Er sagte Maria, dass ihr Onkel Shamaon, der Rayis Rabbi von Yerushalayim, in Frieden gestorben sei und dass der Rabbi Ephraim, der sein Nachfolder wurde, ihnen allen liebe Grüße schicke.
  1. Nathanael bat Yioussouf und Maria, ihn nach Heliopolis zu begleiten und dort zu leben. Er bot Maria, der Weißen Taube der Himmel, an, die Aufsicht über die Essener Heime für die Kranken und Betagten im Tempelgelände zu führen und bat sie, sich im den Tempel und die Essener Synagoge zu kümmern. Mit Freude war Maria bereit, diese Pflichten zu übernehmen. Yioussouf, Maria und Joshua Immanuel, der nun ein neun Monate altes Kind war, reisten mit Nathanael nach Heliopolis.
  1. Die Essener Gemeinde in Heliopolis war recht wohlhabend. Nathanael überließ Yioussouf, Maria und Joshua ein großes, bequemes Haus beim Tempel. Der Tempel und die Synagoge waren von großzügig angelegten Gärten umgeben und standen am Ufer des Nils. Auf dem weiten Gelände befanden sich zehn große Häuser für den Rays Rabbi, die Rabbis und einige andere Bürger. Etwas weiter entfernt war das Heim für die Kranken und Betagten.
  1. Als Kleinkind weinte Joshua nie und beklagte sich niemals. Im Unterschied zu anderen Kindern, wurde er nie laut oder zornig. Er war immer ruhig und still und hatte ein heilendes Lächeln für alle. Stets war er bereit zu helfen und zu trösten. Nathanael sah, wie Kranke und Leidende, die er zu Joshua brachte, durch die Berührung des Kindes immer geheilt wurden, selbst Schwerkranke und „Unheilbare“.
  1. Wenn Joshua Immanuel als Zweijähriger allein im Garten war, rief er oft die Vögel zu sich. Er hielt sie sanft und streichelte sie. Wilde Enten vom Fluss, Schildkröten, sogar Wildkatzen und Schakale kamen in den Garten um mit dem Gott-Kind zu spielen. Große Wildkatzen spielten mit ihm wie junge Kätzchen. Er hielt und liebkoste sogar drei bis vier Fuß lange Giftschlangen und verbot allen sie zu töten.
  1. Ein junger Rabbi sah einmal Joshua mit einer riesigen Schlange. Er näherte sich leise und schlug der Schlange den Schädel ein. Mit einem sanften Lächeln hinderte Joshua den Rabbi, der Schlange einen weiteren Hieb zu versetzen. Er strich der Schlange über den Kopf, der dadurch geheilt wurde, und ließ sie frei. Der junge Rabbi rieb sich die Augen, um sich zu versichern, dass er nicht träumte. Maria machte sich nie Sorgen, wenn Joshua alleine mit wilden Tieren im Garten war, denn sie wusste, dass kein Tier ihren kleinen Sohn verletzen konnte.
  1. Das Gebäude des Essener Tempels am Ostufer des Nils hatte die Form eines Quadrates, sechzig Fuß mal sechzig Fuß. Der Hauptteil war eine Halle, vierzig mal vierzig Fuß. Gegen Osten war das Allerheiligste, ein Raum von zwanzig mal zwanzig Fuß. Links und rechts des Allerheiligsten waren zwei weitere Räume, je zwanzig mal zwanzig Fuß. Dann gab es vier weitere Räume, zwei auf jeder Seite der Haupthalle, jeder zwanzig mal zehn Fuß. Es gab keine Türen, nur Bögen. Die Fenster waren drei Fuß im Quadrat, acht Fuß über dem Boden; sie versorgten den Tempel reichlich mit Licht. Ein dicker und sehr schwerer Vorhang aus gelber Wolle hing über dem Eingangsbogen zum Allerheiligsten und trennte dieses vom Haupttempel ab.
  1. Sechs Fuß über der Mitte des Altars hatte die Wand gegen Osten eine Öffnung von vier mal vier Fuß, durch welche die aufsteigende Sonne das Allerheiligste in ihrem Licht erstrahlen ließ. Ein schwerer Tisch aus Hartholz, acht mal sechs Fuß, diente als Altar. Auf dem Altar lag eine schneeweiße, bestickte Leinendecke. Auf jeder Seite standen zwei große Vasen aus Bronze, immer mit frischen Blumen gefüllt. Zwei schneeweiße Marmortafeln standen in der Mitte des Altars und leuchteten im Sonnenlicht. Auf diesen schweren, drei Zoll dicken, vier Fuß hohen und drei Fuß breiten Tafeln waren die Zehn Gebote auf Aramäisch in goldenen Buchstaben eingraviert. Vor jeder Tafel stand ein hoher Kerzenstock aus Bronze. Eine Bronzelampe, eine mit Olivenöl gefüllte Schale mit einem dicken Docht, brannte ununterbrochen vor den Tafeln.

Zeichnung des Essener Tempels in Annu (Heliopolis)

  1. Drei hölzerne Stufen führten zum Altar. Die oberste war vier Fuß breit und acht Fuß lang, vier Fuß über dem Fussboden. Die mittlere Stufe war drei Fuß breit und acht Fuß lang, auf einer Höhe von drei Fuß. Die unterste Stufe war zwei Fuß breit und acht Fuß lang, und eineinhalb Fuß über dem Boden. Diese Stufen und ein Teil des Fussbodens waren mit einem kanariengelben Teppich, acht mal zehn Fuß, belegt. Der schwere Vorhang, der das Allerheiligste vom Haupttempel trennte, war fast immer zugezogen.
  1. An einem Sabbat zur Mittagszeit betrat der Rayis Rabbi das Allerheiligste um den Docht der Lampe zu prüfen. Höchst erstaunt sah er, dass die beiden schweren Marmortafeln umgestellt worden waren. Die Tafeln standen auf der linken Seite des Altars und die riesige Lampe aus Bronze war nach hinten geschoben – sie leuchtete in einem ungewöhnlich hellen Glanze. Auf der dritten Stufe lagen die Sandalen eines Kindes und oben auf dem Altar schlief das zweijährige Kind Joshua Immanuel.
  1. Wie war es möglich, dass ein zweijähriger auf den Altar kletterte, die schweren Tafeln und die Lampe verschob, ohne das Öl auf die Altardecke zu vergießen? Von Ehrfurcht ergriffen, eilte der Rayis Rabbi weg um Maria zu finden. Als er mit Maria in das Allerheiligste zurückkehrte, saß Joshua auf der Treppenstufe und zog seine Sandalen an. Maria umarmte ihren kleinen Gott-Sohn ohne etwas zu sagen und führte sie alle aus dem Allerheiligsten.
  1. Während sechs Monaten wiederholte sich dies Episode, immer am ersten Sabbat des Monats. Sechs Mal hatte Nathanael die Tafeln wieder in die Mitte des Altars und die Lampe vor die Zehn Gebote gerückt. Es war ihm unmöglich zu begreifen, was hier vorging. Am ersten Sabbat des siebten Monats bat Maria Nathanael die Türe des Tempels bis zum Mittag zu verschließen. Joshua spielte im Tempelgarten, als Nathaniel die Türe verschloss und den Schlüssel mitnahm. Die Fensteröffnungen befanden sich acht Fuß über dem Boden und einen anderen Eingang gab es nicht.
  1. Am Mittag, als der Rayis Rabbi die Türe öffnete und in das Allerheiligste eintrat, fand er die Tafeln wiederum verstellt und Joshua auf dem Altar sitzend. Der Körper des Kindes strahlte ein Licht aus, welches den Rayis Rabbi blendete.
  1. Und das Kind sprach: „Die Zehn Gebote sind Verbote, die Moses, den Israeliten gegeben hatte. Für die Essener gelten jedoch die liebevollen, überzeugenden Weisungen Gottes an seine Kinder: Liebet den Herrn, euren Gott in euch, und den Herrn, euren Gott in jedem anderen Menschen.“
  1. Da hörte Nathanael in sich, in seinem Geiste tauchten die Worte Shamons wieder auf: „Meine lieben Brüder freuet euch, stimmt in meine Freude ein ich stelle euch den Mshiha, den Gottessohn, den Sohn der Jungfrau Maria, der Weißen Taube der Himmel, vor.“ Endlich verstand Nathanael, was ihm der Ruach Elohim (der Heilige Geist) und das Gott-Kind Joshua Immanuel als reiner Strahl des Zauir Anpin (des Logos) mitteilen wollten.
  1. Er kniete vor Joshua dem Gott-Kind am Altar und sagte: “Beni Alaha (Sohn Gottes), göttliches Kind. Die Tafeln mit den zehn Geboten werden deinem Wunsch entsprechend auf der linken Seite des Altars bleiben. Mein Herr, der Altar gehört dir. Alle Dinge allerorts sind dein. Unter deiner Herrschaft steht die ganze Natur. Du lässt Kranke gesund werden. Bitte vergib mir meine Engstirnigkeit, dich nur als zweijähriges Kind zu sehen. Erbarme dich unser.“ Dann nahm der Rayis Rabbi die nackten Füße des Jungen in seine Hände und küsste sie.
  1. Joshua kam vom Altar herunter und umarmte und küsste den knienden Nathanael. Der Rayis Rabbi umarmte das Gott-Kind, küsste seine Hände und half ihm seine Sandalen anziehen. Maria kam in den Tempel, sah Nathanael und Joshua im Allerheiligsten und wusste, was geschehen war. Das war eine liebevolle Lektion, die sie dem Rayis Rabbi erteilte hatte. Nathanael küsste Marias weißes Gewand, das Gewand der Weißen Taube der Himmel, die ihr Leben Gott und ihrem Sohn, dem Beni Alaha, geweiht hatte.
  1. Im Alter von sechs Jahren besuchte Joshua die Essener Schule unter der Aufsicht von Rabbi Ezekiel. Die Verwaltung der Schule, die sich neben der Synagoge befand, oblag Maria und dem Rabbi Ezekiel. Essener Rabbis unterrichteten Lateinisch, Griechisch und Aramäisch. Andere unterrichteten die Thora und Teile des Sepher Yetzirah.
  1. Im Alter von acht Jahren lehrte Joshua die Rabbis auf eine erstaunliche und sehr überzeugende Art, wie die Erzengel der Elemente die Welten der Existenz erschaffen hatten. Er legte das Sepher Yetzirah aus, ergänzte die sechs Perakins (Kapitel) und die dreiunddreißig Mishnas (Abschnitte).
  1. Er begann und endete seine Lektionen immer mit den Worten: „Alaha Ateh Gibor Leolam Aton-ai“ (Gott, du bist allmächtig in Ewigkeit, oh Herr).
  1. Rabbi Ezekiel litt unter einer übel riechenden Hautkrankheit. In der Nacht juckte seine Haut entsetzlich; blutende offene Wunden bedeckten seinen Körper. Und als sich sein Zustand verschlimmerte, wurde er manchmal ohnmächtig. Der Rayis Rabbi empfahl ihm, Joshua um Heilung zu bitten. So sehr Ezekiel Joshuas außerordentliche Intelligenz bewunderte, erachtete er doch Nathanaels Berichte über die Heilkraft des Gott-Kindes als übertrieben und er weigerte sich, einen Neunjährigen um Hilfe zu bitten. Eines Tages wurde Rabbi Ezekiel während des Unterrichts ohnmächtig und fiel zu Boden. Als er wieder zu sich kam, sah er wie Joshua mit seiner rechten Hand über seinen Körper strich. Ein warmer Schauer ließ seinen Körper erzittern und er war geheilt. Ezekiel verehrte Joshua, aber er war noch nicht bereit, ihn als den Beni Alaha anzuerkennen. Er sah ihn eher als einen großen Asa (Heiler). Joshua war zehn Jahre alt, als der Rayis Rabbi Nathaniel in Frieden starb. Rabbi Ezekiel wurde der neue Rayis Rabbi.
  1. Als Joshua ein Junge von neun Jahren war, gab ihm Ezekiel die Erlaubnis, in der Synagoge zu predigen und an der Essener Schule zu unterrichten. Er belehrte die Gemeinde über die Natur des allgegenwärtigen, allwissenden, allmächtigen Alaha, des großen Seins, seines Vaters, und des Zauir Anpin, der Absoluten Unendlichen Seinsheit, des Logos, er, der selber ein reiner Strahl dieses Logos und des Ruach Elohim (des heiligen Geistes) war. Joshua sprach zu ihnen von Alaha Shaddai El (dem allmächtigen Gott) und predigte über die 32 Pfade der Weisheit im Sohar. Er gab der Thora neuen Sinn, vervollständigte das Gesetz und erklärte die Eigenschaften des Ain Soph Aur (des grenzenlosen, unvergänglichen, schöpferischen Lichtes).
  1. Schon bevor Joshua zehn wurde, hatte er seinen materiellen Körper mehrmals willentlich dematerialisiert und wieder materialisiert zur großen Verblüffung aller, die zufällig Zeugen, dieser Wunder wurden. Der Rayis Rabbi Ezekiel konnte weiterhin nicht verstehen, wer Joshua war. Er begnügte sich damit, ihm seine Liebe zu schenken, soweit dies einem Menschen möglich ist.
  1. Mit elf Jahren bat Joshua Ezekiel, die beiden Tafeln mit den Zehn Geboten auf die linke Seite des Altars zu stellen und in die Mitte des Altars eine Marmortafel in der Form eines gleichseitigen Dreiecks, auf der griechisch geschrieben stand: (Seite 29 ist eine Zeichnung des Dreiecks mit der Handschrift von Daskalos)
  1. Ich bin Gott der Herr. Euer Gott in eurem Sein. Liebet den Herrn, euren Gott, in euch, in eurem Sein-Selbst. Und liebet euren Gott in jedem Mitmenschen wie euer Selbst.
  1. Somit war der Essener Rayis Rabbi Ezekiel in Heliopolis, Ägypten, der erste Rayis Rabbi, der in der Mitte des Altars im Allerheiligsten die neue Tafel mit dem Wort Gottes an die Menschheit stellte, das Wort des elfjährigen Gott-Sohnes an seine Menschen Brüder.
  1. „Ich bin nicht in die Welt gekommen“, sagte Joshua, „das Gesetz zu überschreiten oder aufzulösen, sondern das Gesetz zu ergänzen und zu erfüllen. Ich bin in die materielle Welt gekommen, um die große Liebe unseres Vaters zu allen seinen Kindern zu offenbaren.“
  1. Wurde er gefragt: „Wer bist du?“, antwortete Joshua auf Aramäisch: „Ehyeh Asher Ehyeh – Beni Alaha, Beni Adonai Melekh“ das heißt: „Ich bin, der ich bin – Sohn Gottes, Sohn des Herrn und Königs.“
  1. Fast jeden Morgen begab sich Joshua Immanuel allein ans Ufer des Nils. Manchmal folgte ihm Ezekiel heimlich und verbarg sich im Gebüsch. Am Ufer streckte Joshua Immanuel seine Arme aus und hielt die Hände offen gen Himmel, zu den Himmeln, und sagte laut auf Griechisch und manchmal auf Aramäisch:
  1. Kodoish, Kodoish, Kodoish, Adonai Alaha, Aba, Shaddai El. Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Vater, der allmächtige Gott.  
  1. Eines Morgens betet Joshua mit diesen Worten. Dann dematerialisierte er seinen Körper und verschwand, um sich neben Ezekiel wieder zu materialisieren. Lächelnd nahm er ihn bei der Hand. Ezekiel kniete vor ihm nieder und sagte: „Joshua Beni Alaha, Shaddai El. Jetzt erkenne ich meinen geliebten Sohn Gottes.“
  1. Während der nächsten drei Jahre predigte Joshua Immanuel. Er lehrte, dass das Königreich der Himmel in unserem Geist-Wesen ist. In der Essener Synagoge offenbarte er der Gemeinde die göttliche Natur des Menschen als Ego-Selbst-Seele und als Ego-Selbst-Geist-Wesen und das ewige Leben des Geistes und der Seele. Er lehrte die Essener, Gott, ihren himmlischen Vater, und alle ihre Mitmenschen zu lieben wie sich selbst.
  1. Joshua war beinahe zwölf Jahre alt, als Herodes, der wahnsinnige König Israels, in Yerushalayim starb. Der Erzengel Gabriel sagte Yioussouf und Maria, sie sollten nach Palästina zurückkehren. Es dauerte drei Monate bis die Nachricht des Rayis Rabbi in Yerushalayim über den Tod von Herodes den Rayis Rabbi Ezekiel in Annu erreichte. Maria und Yioussouf sagten Ezekiel, als er ihnen diese Nachricht eröffnete, sie hätten Anweisungen des Erzengels Gabriel erhalten und sich entschieden, nach Palästina zurückzukehren.
  1. Obwohl Ezekiel zutiefst bekümmert war, dass Joshua, Maria und Yioussouf Heliopolis verlassen wollten, und ernsthaft versucht hatte, sie von dieser Idee abzubringen, antwortete Joshua Immanuel, dass er den Weg (sein Schicksal) gehen müsse, den der göttliche Plan für ihn bereit habe. Dafür ging dem Rayis Rabbi jegliches Verständnis ab.
  1. Nachdem Khemt (Ägypten) Teil des römischen Reiches wurde, kam die Ptolemäisch-Griechische Dynastie zu ihrem Ende und die Bürger gewannen große Freiheit. Königin Kleopatra hatte viel Elend über das ägyptische Volk gebracht. Die römische Herrschaft ermöglichte es den Essenern in Heliopolis, der heiligen Familie ein reiches und bequemes Leben zu bieten. Ezekiel wusste, dass Joshuas Leben in Palästina nicht leicht sein würde. Joshua aber wusste, dass er seinen Weg gehen musste.
  1. Maria, die Weiße Taube der Himmel, übergab die Aufsicht des Heims für die Kranken und Betagten an Aton-ia, eine junge ägyptische Essenerin, die Maria bei ihren Aufgaben bisher behilflich war. Die heilige Familie verließ Heliopolis. Ezekiel begleitete sie etwa sechzig Meilen gegen Norden. Dann umarmte er sie und wünschte ihnen eine gute Reise. Für die Weiterreise nach En-Nassar (Nazareth) in Palästina schlossen sie sich einer Gruppe von Essenern und israelitischen Händlern an.

5. Kapitel – Die Rückkehr der heiligen Familie nach Palästina

Aus dem Buch: Joshua Immanuel der Christus: Sein Leben auf Erden und seine Lehre
Dr. Stylianos Atteshlis – bekannt als Daskalos
Herausgeber: The Stoa Series P.O.Box 8347, 2020 Nicosia – ISBN 9963-8162-3-1