Erste Begegnung mit Daskalos

Angekommen  –  An einem Freitag im Juli 1988

Der Umbau meines Hauses beansprucht meine physischen sowie meine psychischen Kräfte, obwohl ich sehr geschickt im praktischen Arbeiten und Anpacken bin. „Ich bin am Ende meiner Kräfte, Aurelia, sage mir bitte wo könnte ich mich erholen?“ Dies frage ich eine Freundin in Bern. „Hast du das Buch: „Der Magus von Strovolos“ schon gelesen?“  fragt mich Aurelia. „Ich lese keine Romane“ antworte ich. „Aber Aniko, „ Der Magus von Strovolos “ ist eines der faszinierendsten Bücher, die ich je gelesen habe.“ Das will was heißen, denke ich, denn Aurelia ist eine sehr belesene Frau und liest alle Neuerscheinungen, die irgendwie mit Spiritualität zu tun haben.

„Dieser Daskalos, wie ihn der Autor nennt,“ fährt sie fort „ist auch ein großer Heiler. Im Buch wird beschrieben wie er Krebskranke heilt, Beine verlängert und sogar aus dem Körper gehen kann um sich, auf einem anderen Kontinent wieder zu materialisieren, obwohl sein richtiger Körper zu Hause auf dem Stuhl sitzt. Als das Skylab (ein Satellit) defekt war, hat er es im All repariert! Aniko das ist der helle Wahnsinn!“ Während Aurelia erzählt, wird es warm in meinem Herzen. „Wo lebt er?“ frage ich. „In Zypern“ sagt sie, „sein richtiger Name wird nicht erwähnt und wo Strovolos ist, weiß ich auch nicht. Im Herbst möchte ich ihn mit einigen Freunden besuchen. Aniko du bist doch eine Pionierin, geh und suche ihn!“ „Ich weiß nicht“ sage ich etwas verhalten.

„Hier ist das Buch“ sagt sie und gibt es mir in die Hand. Als ich das Buch in meinen Händen halte, strömt eine bekannte Energie durch meinen ganzen Körper. Es ist, wie wenn jede Zelle meines Körpers mit Liebeslicht erfüllt würde. „Ja, ich muss gehen, werde ihn suchen und ich weiß, ich werde ihn finden“ sage ich nach einer Minute. „So schnell kannst du dich entscheiden?“ erwidert Aurelia. „Willst du nicht zuerst das Buch lesen?“ „Muss ich nicht ich weiß, es ist das Richtige für mich, ich gehe!“

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Spät abends komme ich nach Hause. Am Samstag früh lese ich einige Seiten im „Magus von Strovolos.“ Unglaublich! Diesen Daskalos muss ich finden. Ich rufe eine Freundin an, die ein eigenes Reisebüro hat. Durch sie bezog ich jeweils die Tickets nach Indien. Jetzt geht es nach Zypern, dies ist viel näher. Im Innersten trage ich eine Gewissheit, dass ich auch meinem Gott (DER WAHRHEIT) näherkomme. „Es eilt, hast du noch einen Platz frei nach Zypern?“ frage ich Agnes. „Ja, du hast Glück, am Mittwoch“ antwortet sie mir. „Soll ich buchen?“  „Ja gerne.“

Vor der Abreise muss noch vieles organisiert werden. Zuerst all den Arbeitern die Termine absagen, Hedy, meine liebe Nachbarin bitte ich nach meinem geliebten Garten zu schauen, der jetzt in voller Blüte ist. Der Besuch bei meinem Pflegevater im Altersheim in Bern ist mir wichtig. Hans freut sich, dass ich diesen Mystiker aufsuchen will. „Gib mir nach deiner Reise dieses Buch, es interessiert mich wie der Zeitgeist heute wirkt.» Mit seinem Segen mache ich mich auf die Reise ins Ungewisse.

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Vier Tage später, bepackt mit einem Rucksack, stehe ich abends am Flughafen in Larnaca. Mein Fragen beginnt: «Kennen Sie Daskalos, Spiros Sathi wird er im Buch genannt, den christlichen Mystiker und Heiler?“ Manchmal erwähne ich kurz, was Aurelia von den Wundern erzählt hat. Die fünf gefragten Personen schütteln nur den Kopf. Dies ist meine einzige Frage, die ich zurzeit habe. Agnes hat für mich ein kleines Hotel am Meer in der Nähe von Aya Napa gebucht. Ich mache es mir gemütlich, stürze mich in das warme Wasser und bin einfach glücklich. Ich sitze am Strand und lese im Buch weiter. Es wird dunkel, ich gehe ins Zimmer und lese und lese bis meine Augen zufallen. Früh morgens lese ich weiter bis der Mond aufgeht. Meine Tränen des Berührtseins und der Freude verbrauchen viele Taschentücher…

Einige meiner zentralen Fragen, die ich zum Teil seit meiner Kindheit in mir trage und die kein Geistlicher, niemand bisher befriedigend beantworten konnte, werden in diesem Buch beantwortet. Daskalos äußert sich zu Jesus Christus. Genau! So muss es gewesen sein wie er es beschreibt, diese Gewissheit trug ich schon immer in mir. Diesen „Stoff“ muss ich innerlich erleben, verarbeiten. Es wirkt wie eine Droge. Ich staune, bin erschüttert, überwältigt, und erfüllt von diesem großen Eingeweihten. Und ich ein kleines „Niemand“ ein „hergelaufenes Ungarli“ wie meine Tante sagte, will diesen Hierophanten finden. Unerhört…doch gehört… Immer wieder schwimme ich eine Runde, Sitze im heißen Sand und versuche das Gelesene zu verstehen.

Obwohl mein Körper von der schweren Arbeit an meinem Haus in der Schweiz müde ist, kann ich nicht mehr warten und beschließe am dritten Tag weiter zu reisen. Zuerst besuche ich in Aya Napa zwei Kirchen, frage weiter auch zwei orthodoxe Priester. Als Antwort bekomme ich nur großes Kopfschütteln. Nachdem ich das Buch gelesen habe erweiterte ich meinen Fragekatalog, je nach Person sage ich Daskalos den Philosophen, Psychologen usw.  Jetzt habe ich ca. fünfzig Menschen gefragt… nur Kopfschütteln.

In der Früh, vor meiner Abreise, nachdem ich meine Rechnung bezahlt habe, stelle ich dem Hotelier „Meine Frage.“ Er ist nicht gut auf mich zu sprechen, denn gestern Abend wollte er mir einen gewissen Herrn vorstellen und ich war nicht an dieser Person interessiert, deshalb antwortet er jetzt laut und überheblich: „Ich bin nicht interessiert an Psychologie“ dabei lacht er zynisch, dreht seinen Kopf, dort in der Hotelhalle sitzen einige Zyprioten. Ich nehme ihr Lachen wahr, drehe mich um und gehe auf sie zu.

cropped-DSCN22921.jpg„Wieso lachen sie?“ frage ich. Nach einem kurzen Gespräch sagt eine Zypriotin: „Ich kenne einen Geschäftsmann, der kennt Daskalos.“ Jetzt spüre ich wieder diese Wärme in meinem Körper und weiß, jetzt bin ich ganz nah am Ziel. „Haben Sie die Adresse oder die Telefonnummer von diesem Herrn?“ frage ich. Sie nimmt einen Zettel schreibt etwas auf und gibt ihn mir. „Oder wissen Sie den richtigen Namen von Daskalos?“ „Nein, weiß ich nicht.“ Nach einem herzlichen Dankeschön verabschiede ich mich von ihnen.

In der Nähe finde ich eine Telefonkabine (Handys und das Internet gab es damals noch nicht). Mit zittriger Hand wähle ich die Nummer. Der besagte Herr ist persönlich am Apparat. Wieder „meine Frage“… Er sagt, dass er mir nicht Auskunft geben kann. „Man sagte mir jedoch, dass Sie Daskalos persönlich kennen,“ sage ich. „Ja, aber Auskunft kann ich ihnen jetzt nicht geben.“ Da im Buch erwähnt ist, dass Daskalos des oft in Griechenland ist frage ich: „Ist er zurzeit in Zypern?“ „Ja“ ist seine Antwort. Mein Körper zittert, Tränen rollen über meine Wangen, das heißt er lebt und ich werde ihn sehen! „Ich kann Ihnen jetzt nicht mehr sagen,“ sagt er. „Entschuldigen Sie Sir, ich mache eine lange Reise, nur um Daskalos zu sehen, das können Sie mir doch nicht antun. Bitte, sagen Sie mir seine Adresse.“ „Rufen Sie mich am Nachmittag an.“

Ich stehe am Straßenrand und weiß inzwischen, dass es in Zypern keine Bahn gibt und für lange Strecken keine Busse. Also frage ich eine junge hübsche Zypriotin, wo ich ein Sammeltaxi finde. Sie fragt mich wohin ich fahren will. „Nach Strovolos“ antworte ich. „Dann fahren wir zusammen“ sagt dieser Engel. „Ich muss auch in diese Richtung.» Sie hält die Hand auf, der Taxifahrer fragt wohin, «nach Strovolos» wir steigen ein und los geht’s. Sieben Personen sind im Wagen. Wieder meine Frage, niemand weiß etwas von diesem Magus. „Wo wollen Sie aussteigen?» fragt der Fahrer. „In Strovolos“ erwidere ich. „Ha, Strovolos ist ein großer Vorort von Nicosia, Sie müssen mir schon eine Adresse geben.“ „Habe ich noch nicht, aber Sie sagen wann Strovolos beginnt und ich sage, wo ich aussteigen will,“ antworte ich. Nach einer Stunde Fahrt, sagt er „Strovolos.“ Ich nehme ein Signal in meinem Körper wahr und nach einer Weile sage ich: „Ja, hier bitte, lassen Sie mich bei der nächsten Möglichkeit aussteigen.“

Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor. Nachdem ich die Straße überquert habe, sehe ich einen Mann mit einer Mappe. Wieder „meine Frage…“ Kopfschütteln seinerseits. Im Buch steht, dass viele Intellektuelle Daskalos aufsuchen, deshalb ist jetzt mein Augenmerk auch auf Mappen fixiert. Auf der rechten Straßenseite sind Reiheneinfamilienhäuser. In einem kleinen Garten, jätet eine alte Frau Unkraut. Wieder „meine Frage…“ Ein wunderschönes altes verrunzeltes Gesicht mit braunen Augen strahlt mich an. Sie sagt etwas, aber ich verstehe ja kein Griechisch. Während sie ins Haus geht, winkt sie mir, ihr nachzukommen. Sie ruft ihren Sohn, ich wiederhole „meine Frage,“ sie diskutieren… Kopfschütteln. Ich frage ob ich bei ihnen telefonieren dürfe. Leider ist der Geschäftsmann bis drei Uhr im Mittag sagt seine Sekretärin.

So erzähle ich den beiden von einigen Wundern, die dieser Daskalos bewerkstelligt hat. Plötzlich klatscht die Frau in die Hände, lacht laut und verkündet: „Das ist Dr. Atteshlis“ fragend schaut sie mich an. Ihr Sohn sagt auch: „Ja, das muss Dr. Atteshlis sein.“ „Wo wohnt er frage ich. „Hier gerade rechts die Straße hinauf und dann auf der linken Seite.“

20161227_082158_resizedWährend ich die Straße hinauf gehe, spüre ich in mir eine unendliche Freude. Bei diesem einfachen Haus nehme ich eine mir vertraute Energie wahr. Eine unendliche Freude macht sich in mir breit. Genau um fünf vor zwölf drücke ich an der Klingel von Dr. Stylianos Atteshlis. Eine Zypriotin mittleren Alters mit blondem Haar öffnet mir die Tür. Während sie eine Handbewegung macht, dass ich nach links ins Zimmer gehen soll, versuche ich zu erkennen, wer diese Frau ist, ein ganzer Film läuft sehr schnell in mir ab, wer ist sie?

Im kleinen Wohnzimmer sitzt ein Mann vor mir in einem Sessel. Alles um mich herum verschwindet, ich sehe nur ihn. Er schaut mich an und fragt: „Warum bist du hier?“ „Du hast mich gerufen“ stammele ich mit Tränen in den Augen. Er bestätigt es mit einem „Yes“ und einem Kopfnicken. „Du bist mein Lehrer“ sage ich. Ein leichtes Nicken, ein Lächeln, den linken Zeigefinger nach oben gerichtet, während er sagt: „Yes, in the spirit.“ Während ich vor ihm stehe, sehe ich mich mit ihm in früheren Leben. Jetzt bin ich an der «irdischen Quelle» angekommen.

Die Suche hat ein Ende. Die Lehre beginnt. Erst jetzt bemerke ich im Raum noch drei Männer. Sie verabschieden sich und gehen. Jetzt bin ich mit ihm allein. Liebevoll fragt er mich: „Was für hast du für Fragen?“ „Viele, sehr viele…“

Daskalos lädt mich ein, mich neben ihn aufs Sofa zu setzen. Meine Beine fühlen sich an wie Gummi. Ein wenig benommen vor lauter Glück folge ich dieser Einladung. „Eine meiner Haupt Fragen an dich betrifft meine Arbeit. Längere Zeit schon arbeite ich mit Kranken und Suchenden und gebe Kurse. Ich denke du weißt welche ich meine.“ Er nickt und lächelt verschmitzt. Tut das meiner Seele gut! Im Buch las ich, wenn er einen Menschen vor sich hat, weiß er alles über diesen. Er kennt seine Schwächen, Abneigungen, Vorlieben, den Gesundheitszustand. Er kennt mich also besser, als ich mich selbst. Ich stehe eigentlich nackt vor ihm. Nackt im Wissen, dass ich nicht alles erklären muss.

„Ich liebe meine Arbeit sehr, aber ich weiß nicht ob ich sie richtig mache. In den letzten zwei Kursen sind Wunder geschehen, eine unaussprechliche Energie erfüllte den Raum, die Teilnehmer und mich. Einige konnten sogar die „Aura“ der andern kurz sehen. Daskale, ich weiß nicht, wie ich mit dieser starken Energie umgehen soll? Ist es richtig, was ich da mache? Manchmal überkommt mich eine Angst. Was mache ich falsch?“ „Du machst nichts falsch, du machst gute Arbeit. Ich werde Dich lehren, wie du mit der ätherischen Energie umgehen kannst.“

In meiner Hand halte ich, seit ich Platz genommen habe, ein Bündel Fotos. „Zeig was hast du da?“ „Es sind Fotos von Klienten.“ „Gut, machen wir uns an die Arbeit.“ Er nimmt ein Foto in die Hand und sagt: „Dieser junge Mann hat Ekzeme. Er hat eine sehr nervöse Konstitution. Ursache ist die Leber und sein neurotisches Verhalten. Ich sehe keinen Einfluss von außen. Ohne dass er sich innerlich ändert, können wir wenig tun. Wir schauen was wir tun können.“

Beim nächsten Foto sagt er: „Krebs mit Metastase, sie hat beide Brüste operiert. Wir werden ihr mit Fernheilung helfen.“ „Sie weiß nicht ob sie eine Chemotherapie machen soll.“ „Sie macht jetzt schon etwas Ähnliches auf Naturbasis. Sage ihr, sie soll das machen was der Doktor ihr sagt.“ Später sagte er mir, dass er die Ärzte inspiriert, aber nie in den freien Willen eingreift.

Hier ist ein anderes Foto. „Der kleine Junge braucht Einlagen, er steht schief aber sie sollen sich nicht sorgen, es wird gut kommen.“ Ich gebe ihm das Foto von der Mutter des Jungen. „Nein, sie muss sich keiner Operation unterziehen, Warmhalten und Übungen machen, die ihr Nervensystem beruhigen. Sie muss sich eine bessere Lebenseinstellung aneignen. Sie streitet den ganzen Tag. Sie und ihr Mann erschaffen so schädliche Elementale gegeneinander und diese nehmen die Kinder wahr. Sie müssen ihr Leben ändern, ein liebendes Paar werden und nicht ein streitendes Paar. Sie streiten, weil sie Egoisten und nervös sind. Speziell die Frau muss ihren Charakter ändern, dass nichts Schlimmes zu ihnen kommen kann.“ Daskalos zeigt mit einer Handbewegung, dass er helfen will. (Zehn Jahre später waren sie geschieden und die Frau schwer krank…)

Während wir noch im Gespräch sind, wird die Türe geöffnet und Andreas, ein Schüler von Daskalos tritt in den Raum. „Andreas, weißt du einen Ort wo Aniko für ca. zehn Tage bleiben kann, um sich zu erholen?“  „Ja, Polis ist ruhig und schön“ meint Andreas. „Hast du Zeit, dich Aniko anzunehmen?“ „Natürlich, mache ich gerne.“ In dieser sagenumwobenen Küche (im Buch erwähnt) die für mich jetzt „die Heiligen Hallen“ sind, macht Daskalos für uns drei einen Kaffee. Diese Situation ist für mich irreal und doch das Selbstverständlichste auf dieser Welt. Der Traum ist ausgeträumt, ich bin angekommen, zu Hause… Hier neben Daskalos genieße ich mit vollen Zügen den feinen zypriotischen Kaffee.

Am späteren Nachmittag verabschiede ich mich mit Freudentränen im Gesicht von meinem vertrauten Lehrer. „Dein Körper braucht Erholung, das ist jetzt das Wichtigste und denke über unser Gespräch nach. Dann komm wieder zu mir, ich werde dir weitere Übungen geben.“ Andreas lädt mich ein, bei ihm zu übernachten und am nächsten Tag nach Polis zu fahren. Natürlich durchlöchere ich ihn mit Fragen und erfahre von ihm Einiges von Daskalos und seiner Lehre. Um neun trete ich meine Reise an. Die Landschaft ist zauberhaft, die Straße führt lange dem Meer entlang, wo die steilen Felsen majestätisch emporragen. Die Sonne scheint und mein Herz ist voll erfüllt von Dankbarkeit. In Polis finde ich bei einer liebevollen älteren Witwe ein einfaches, sauberes Zimmer. Dimitra zeigt mir ihren Garten und sagt, dass ich mich jederzeit auch hier aufhalten könne. Wir verstehen uns gut, obwohl sie nur griechisch spricht und ich diese Sprache nie gelernt habe. Der Klang der griechischen Sprache ist mir vertraut, habe ich doch in Australien mit Griechen zusammengearbeitet.

Das Wundermittel der Verständigung ist das Herz. Wenn man mit dem Herzen denkt, versteht man sich. Dank meiner Ausbildung an der Schauspielschule und den vielen Reisen bin ich schon fast eine Weltmeisterin im Ausdruck durch meine Gesten. Es macht mir auch Spaß die Menschen dadurch zum Lachen zu bringen. Lachen ist ein Allheilmittel.

Die Spannungen in meinem Körper haben schon ein wenig nachgelassen und ich schlafe mich lange und richtig aus. Eine neue Lebenserfahrung – lange schlafen! Am Strand finde ich ein angenehmes Plätzchen. Hier lese ich zum zweiten Mal das Buch. Ich kann es kaum oder gar nicht fassen, dass mir diese große Gnade zuteil geworden ist. Wer bin ich? Mit was habe ich das verdient? Wieso werde ich so beschenkt? Was für einen Wert habe ich? Wann ist ein Mensch wertvoll?

cropped-DSCN22921.jpgDie Atemübung die Daskalos mir gegeben hat, mache ich gerne und spüre, dass sich etwas in meinem Körper verändert. Auch beruhigt sich mein Geist und wieder ein Wunder… ich werde ruhig! Daskalos erklärte mir eine Übung: «Entspanne dich, mach dich frei von Gedanken. Atme ruhig und gleichmäßig. Auf ein tiefes Einatmen folgt ein tiefes Ausatmen. Ausatmen durch den Mund so, dass aller Schmutz hinausfließen kann. Nun berühre mit einer Hand den Puls der anderen Hand und atme durch die Nase ein, vier Pulsschläge. Teile den Rumpf in vier Abschnitte, wichtig von unten nach oben ein und unten ausatmen! Beim ersten Schlag atme in den Bauch, beim vierten bist du oben und der ganze Brustraum ist gefüllt mit ätherischer Vitalität, dann ausatmen. Immer vom Bauch aus nach oben.»

Während Daskalos mir diese Übung zeigte, hielt er eine Hand auf seinem Bauch und mit der anderen zeigte er, wo die Einatmung gerade stattfindet ,dann sagte er: „Komm, halte deine Hand auf meinen Bauch so, dass du spüren kannst wie stark ich ihn fülle.“ Ich legte meine linke Hand auf seinen Bauch, er legte die seine auf meinen und drückte stark beim Ausatmen. So atmeten wir zusammen einige Runden. Dieses rhythmische Atmen sei eigentlich die Grundlage für all die Übungen die er geben werde. Er sagte: „Die Erzengel werden sich freuen, wenn du die bewusste Kontrolle über deinen Atem gewinnst.“ (Damals gab es noch keine Bücher von Daskalos)

Dimitra verwöhnt mich mit den feinsten zypriotischen Gerichten, welche Gaumenfreude, gebratener Halloumi! Das ist ein halbfester Käse aus der Milch, hier von Schafen oder Ziegen oder auch gemischt. Halloumi ist eine altägyptische bzw. arabische Urform der Käsezubereitung und gilt als Spezialität in diversen Mittelmeerländern, wo der Käse seit über 2000 Jahren hergestellt wird. In Zypern habe ich auch die besten und feinsten Kartoffeln der Welt gegessen. Dank des Klimas können hier die Kartoffeln dreimal im Jahr geerntet werden!

Um die Insel ein wenig zu erkunden miete ich ein Motorrad. Jeder kann hier ohne Führerschein ein Töffli 50 Kubik mieten. So erkunde ich die Gegend und werde von den Bauern beschenkt mit feinen Trauben. Eines Tages, die Sonne brennt schon stark, entschließe ich mich für eine kurze Spritzfahrt, die aber alles andere als eine Spritzfahrt wird. Mit meiner dünnen, gelbseidenen Bluse und Hose, die ich in Indien schneidern ließ, schwinge ich mich auf dieses kleine, niedrige Töffli und «rase» mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50km davon. Ich liebe die Schnelligkeit! Der Wind weht, ich atme den feinen Duft der Insel in mich ein, singe und bin überglücklich. Auf den Wegen in den Weinbergen schraube ich natürlich die „Geschwindigkeit“ herunter.

Am Fuß des Troodos-Gebirges steht auf einem Schild „Olympos.“ Genau auf „einem Olymp“ war ich noch nie, der fehlt mir noch im «Fadechörbli,» wie man bei uns sagt. Ich entscheide mich aber nicht für die breite, geteerte Straße, sondern für die schmale Naturstrasse, die durch den Wald hinaufführt. Schatten tut gut, denke ich und fahre und fahre und fahre hinauf…hinauf, mehr als zwei Stunden. Das Benzin wird knapp. Bei jeder Kurve erwarte ich eine Abzweigung in die geteerte Straße. Meine Handgelenke schmerzen vom Festhalten des Lenkrades, von diesem Gerüttel, kein Haus.  –  Nichts.

Es wird kühl und es dämmert schon. Endlich eine Lichtung und ein Kloster. Durchkühlt und zitternd stehe ich vor der Türe des Klosters und freue mich schon, eine Unterkunft gefunden zu haben. Denn nach Polis zurückzukehren würde ich heute nicht mehr schaffen. Der Mönch erklärt mir, dass im Kloster nur Ehepaare oder Männer übernachten dürfen. Für alleinstehende Frauen hätten sie keinen Platz. Ich zittere vor Kälte und schlucke einige Male bevor ich sage: „Können Sie als Mensch und Christ das vor Gott verantworten, eine Frau in dieser Abgeschiedenheit, abends allein stehen zu lassen? Das ist doch nicht gelebtes Christentum! Ich bin nicht an Männern interessiert, sondern nur an einem Bett. Wo kann ich übernachten, ich friere, habe Hunger und fast kein Benzin mehr!“ „Nicht weit von hier, weiter oben gibt es Hotels und sogar eine Tankstelle“ sagt er freundlich während sein Kopf immer röter wird. Ich schwinge mich auf meinen Töff, gebe Gas und brause nicht gerade wie eine Dame auf und davon.

Wie der Mönch es gesagt hatte, finde ich ein Hotel, beziehe ein Zimmer, rufe Dimitra an und sage ihr, dass ich erst morgen „nach Hause“ kommen werde. Nach dem warmen Bad genieße ich ein feines Abendessen, hänge meine Bluse und Hose feinsäuberlich auf, habe außer meinen Sandalen, der Sonnenbrille und dem Portemonnaie nichts bei mir. Mit einem Tuchzipfel putze ich die Zähne, um meinen nackten Körper wickle in das zweite, noch trockene Badetuch und schlafe göttlich bis ich von einem bezaubernden Vogelkonzert geweckt werde. Nach dem Frühstück wird getankt und los geht’s, auf den Olymp. Ob mich Zeus erwartet? Kein Wunder war meine Reise mit dem Töffli anstrengend, denn oben lese ich auf einer Tafel: Olympos 1.952 m über Meer! (Wikipedia: Das Gebirge ist vulkanischen Ursprungs. Troodos ist das am gründlichsten erforschte ophiolithische Bergmassiv der Welt. Wie kaum ein anderes Gebirge hat es die geologischen Theorien über die Entstehung der Ozeane und die Lithosphärischen Platten beeinflusst)

Ich bin verliebt in diese einzigartige Landschaft! Von hier oben sieht man einen großen Teil der Insel. Ich setze mich auf die ausgetrocknete Wiese, atme die salzige „Bergluft“ ein, werde still in meinen Gedanken. Bilder von früheren Kulturen öffnen sich in mir. Ich sehe mich in Ägypten und weiß…  jetzt ist es Zeit… Daskalos zu besuchen.

Für die Fahrt nach Polis wähle ich eine steile Abkürzung und bin froh, dass die Reifen allen Widerstand überleben. „Morgen werde ich wieder nach Strovolos reisen“ erkläre ich mit vielen Gesten meiner inzwischen vertrauten und liebgewonnenen Dimitra. „Besuche mich wieder, wenn du das nächste Mal nach Zypern kommst“ sagt sie. Das tat ich auch. Nach einer herzlichen Umarmung reise ich in der Morgenfrühe ab.

20161227_082220_resizedKurz vor Mittag, stehe ich wieder vor der Türe von Dr. Atteshlis. Ob er wohl zu Hause ist? Diesmal drücke ich mutig auf die Klingel. Kurz darauf öffnet Daskalos selbst die Tür und sagt: „Good mornig, komm herein, ich habe dich erwartet.“ Wir gehen ins Wohnzimmer und setzen uns. Ein Auge von Daskalos ist stark gerötet und er erzählt mir, dass er das Karma eines Verwandten auf sich genommen hat und heute Morgen im Spital gewesen sei für eine Behandlung. Deshalb trage er jetzt eine Sonnenbrille. „Weißt du, dieser junge Mann hat Familie und wäre blind geworden, deshalb habe ich mich entschlossen das Karma auf mich zu nehmen, ich bin ja ein alter Mann und er hat noch die ganze Zukunft vor sich.“

Dann erzählte er mir, wenn jemand die Fähigkeit hat und gewillt ist das Karma oder ein Teil des Karmas eines anderen zu übernehmen, werden neun Zehntel vom Absoluten, von Gott, übernommen und nur ein Zehntel muss hier auf Erden durchgetragen werden. „Das ist die göttliche Gnade! Der eine trage des anderen Last, sagt Christus. Das ist die Barmherzigkeit die wir im Christentum haben.“

In der Zwischenzeit ist seine Tochter Panayiota gekommen. Nach einer kurzen Begrüßung verschwindet sie in die Küche.

„Ja, zeig sie mir“ Daskalos zeigt auf die Fotos die ich in der Hand halte und sagt, was zu tun oder zu lassen sei. In meinem Heft notiere ich mir was er sagt. Nach einer Weile sagt er: „Genug, wir müssen dies jetzt beenden, denn ich habe Schmerzen und bin müde.“ Er steht auf und geht in sein Zimmer. Ich bin wieder einmal wütend auf mich, immer dasselbe, zuerst frage ich für die andern und dann komme ich. Wieso habe ich nicht gerade mit meinen persönlichen Fragen das Gespräch begonnen? Deswegen bin ich ja hier, und jetzt weiß ich nicht, ob er noch einmal Zeit für mich hat während meines Zypernaufenthaltes. Das nächste Mal, wenn ich wieder hierherkomme und das werde ich bestimmt, beginne ich nicht mit Klienten-Fragen!

Panayiota lädt mich in der Küche zu einem Kaffee ein. Wie wunderbar! Sie hätte längere Zeit in England gelebt, aber jetzt sei sie wieder zufrieden, hier zu sein erzählt sie mir. Sie ist eine hübsche, selbstbewusste und herzliche Frau. Ich fühle mich sofort sehr wohl und vertraut mit ihr.

Wir sitzen uns am Tisch gegenüber. Inzwischen sind nicht einmal zehn Minuten vergangen, während sie mir die Frage stellt: „Was machst du Aniko?“ Daskalos erscheint in der Küche, setzt sich an den Tisch und antwortet an meiner Stelle: „Sie hat ein Zentrum.“ Strahlend schaue ich ihn an. „Was machst du dort?“ frägt Panayiota weiter. „Sie gibt Kurse und ist heilerisch tätig“ antwortet er ihr. Eine kuriose Situation für mich, er beantwortet meine Fragen die ich ihm vorhin gerne gestellt hätte. Das heißt also für mich: Weitermachen mit seinem Segen! Mein Körper wird wieder durchströmt mit dieser Energie des Lichtes und der Liebe. Es ist wie wenn Christus da wäre, natürlich ist er da! Diese unendliche Liebe ist die Nahrung nach der sich meine Seele ein Leben lang gesehnt hat. Dank sei Gott! Panayiota sagt ihrem Vater, zum Glück auf Englisch so, dass ich es verstehen kann: „Aber dann musst du sie lehren.“ Während er mich mit einem verschmitzten Lächeln anschaut sagt er: „Das mache ich doch schon lange.“ „Ich meine Aniko braucht Material, Vorträge usw.“ sagt Panayiota. Für die drei Tage bis zum Abflug, miete ich ein Zimmer, zwei Minuten von Daskalos Haus entfernt. Die täglichen Gespräche mit ihm bringen Klarheit in mein Leben. Altes Wissen wird wach, es öffnen sich in mir innere Räume und tiefes Wissen um die Menschheitsentwicklung. 

Etwas beschäftigt mich noch sehr, frage ich Daskalos. „Ich habe noch eine, für mich sehr wichtige Frage.“ Wir setzen uns im Vorraum nahe gegenüber. Er lächelt und sieht mich liebevoll an, er kennt ja meine Frage schon längst, aber ich muss sie ihm stellen – mich der Frage stellen.

„Daskale, ich will mich ja von meinem Ego befreien. Mein Wunsch ist es, die Einswerdung mit dem Einen für immer, du kennst meine tiefste Sehnsucht. Jetzt aber…ich will nicht abhängig werden von einem Meister. Ich will frei meinen Weg gehen können, das habe ich immer gemacht. Ich muss unabhängig sein und unterordne mich nicht einem Lehrer oder einer Lehre, ich will selber prüfen, was für mich stimmig ist und jetzt bist du in mein Leben getreten.“ Er zeigt mit seinem rechten Zeigefinger auf mein Herz und sagt: „Der Meister ist hier.“ Gottlob, denke ich! „Der Meister, unser geliebter Logos ist in deinem Herzen, was du brauchst ist ein Lehrer oder ich liebe mehr den Ausdruck: Älterer Bruder der dich zum Licht führt.“ Meine Spannung lässt etwas nach, ich kann wieder freier atmen, denn diese Frage hat mich schon länger beschäftigt. Er fährt fort, „Schau, da bist du und da bin ich“ er zeigt nach oben zu einem Punkt zwischen uns, das heißt wir sind mit einem Dreieck verbunden. Ich verstehe, ich arbeite seit längerer Zeit mit dem Dreieck, es ist ein wunderbares Werkzeug, um alte Muster und Probleme zu lösen. –

Er fährt fort, „oben ist Gott, unten bist du und ich, so sind wir im Geiste verbunden. Du gehst deinen Weg weiter in Freiheit. Ich bin dein älterer Bruder und mache meine Arbeit hier auf Erden und drüben.“ Es ist so angenehm, ihm zuzuhören, in seiner unendlichen Menschlichkeit und Liebe. Durch seine Worte bestätigte er mir diese Gewissheit, die ich in meinem Herzen trug, doch musste diese Antwort hier hörbar, durch mein äußeres Ohr auch aufgenommen werden.

Daskalos ist der bescheidenste Mensch, der mir je im Leben begegnet ist. Er ist einer der größten Eingeweihten unserer Zeit. Ob das wahr ist, kann jeder nachprüfen. Dem Himmel sei Dank! Über Gurus, Avatare und Scharlatane haben wir uns später noch oft unterhalten. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Vorwort Joshua   Was ist Wahrheit ?

 Meine Begegnung mit Rudolf Steiner von Hans Henzi  – Hans Henzi war mein Pflegevater