16. Kapitel: Joshuas Wirken

Der Sanhedrin schickt Spione aus. Judas Verschwörung. Joshua lehnt eine Krone ab. Vermehrung der Brote und Fische. Joshua geht über Wasser. Yioussouf stirbt.

Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Kinder Gottes heißen  (Matthäus 5:9)

Joshua heilte oftmals hunderte von Menschen täglich, gab allen seine Liebe und stellte ihre Gesundheit wieder her. Geheilt wurden Reiche und Arme, Israeliten, Essener, Griechen, Beduinen, Römer und andere. In seiner göttlichen El Shaddai Selbstheit sind alle Menschen. Er heilte zu jeder Tageszeit; er heilte zu jeder Nachtzeit; er heilte an jedem Wochentag. Er reinigte die Aussätzigen, er gab den Blinden das Augenlicht und ermöglichte den Lahmen das Gehen. Manchmal rief er abgeschiedene Seelen in ihre „Toten“ grobstofflichen Körper zurück. In ganz Palästina und in den Nachbarländern hörten die Menschen von den Wundern, die er vollbrachte.

Die Berichte dieser Wunder riefen bei den israelitischen Rayis Rabbis und dem Sanhedrin aus drei Gründen große Bedenken hervor. Erstens war der Mann ein Essener und der Sanhedrin betrachtete die Essener als Ketzer. Zweitens folgten Israeliten in großen Scharen Joshua. Und drittens hatte der Sanhedrin eine gewalttätige Untergrundbewegung von Zeloten gegründet, mit dem Ziel, Palästina von den Römern zu befreien. Er sah deshalb Joshuas Lehren des Friedens und der Liebe als ernsthafte Bedrohung. Denn lehnte er nicht das Mosaische Gesetz von „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ab und lehrte statt dessen „Wer dich auf die Wange schlägt, dem halte auch die andere hin“? Der Sanhedrin schickte Spione nach Judäa mit dem Auftrag, Joshua zu folgen und über seine Tätigkeit zu berichten.

Joshua reorganisierte die Gruppe der Heiler-Jünger in Yerushalayim, der viele Israeliten angehörten. Dreihundert junge Israeliten und Essener kamen zu Joshuas Unterricht über das Heilen. Yiacoub erhielt den Auftrag, sie im selbst-bewussten Gebrauch von Geist-Mind als ätherische Lebenskraft im Heilen und für die Gesundheit richtig anzuwenden sind. An vier Tagen im Monat wurde unterrichtet. Dazu erhielten sie täglich Übungen.

Viele Israeliten wurden gute Heiler, fürchteten jedoch die Exkommunikation durch den Sanhedrin. Sie hielten sich deshalb von den Essener Gemeinden fern, obschon sie weiterhin in Joshuas Namen heilten. Einer aus der Gruppe der siebzig Heiler-Jünger, Yiohannan der Kanaaniter, kam zu Joshua und sagte: „Rabbi, viele Israeliten heilen in deinem Namen. Sollen wir sie daran hindern?“ Joshua antwortete: „Yiohannan, wir müssen allen, die heilen, unseren Segen und unsere Hilfe geben. Denn, wer nicht gegen uns ist, ist unser. Liebe sie und hilf ihnen in ihrem barmherzigen Werk.“

Da nahm Yiohannan das Wort und sagte: „Meister, wir haben jemand gesehen, der mit deinem Namen böse Geister austrieb, und haben es ihm untersagt, weil er dir nicht mit uns nachfolgt.“ Joshua aber erwiderte ihm: „Untersagt es ihm nicht, denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ (Lukas 9:49-50)

Unter den zwölf von Joshua ausgewählten Aposteln war einer namens Judas. Sein Vater war ein reicher Israelit, Mitglied des Adels, und mit seiner Frau, ebenfalls aus vornehmem Haus, hatte er zwei Töchter und einen Sohn, der starb. Nach dem Tode seiner Frau verliebte sich der Witwer in ihre Dienerin, ein sehr schönes Essener Mädchen, das Judas geboren hatte.

Als Judas ein Junge war, lag das grosse Vermögen seines Vaters in den Händen der verheirateten Halbschwestern von Judas. Sein Vater hatte sein Vermögen in Kriegswagenrennen in Antiochien verloren und war, als Judas zweiundzwanzig Jahre alt wurde, ein Alkoholiker und ein armer Mann.

Der Vater fand ein Dach über seinem Kopf bei seiner jüngsten Tochter. Der junge Judas aber hatte sein Zuhause verloren. Er und seine Mutter zogen in das Haus des ältesten Bruders seiner Mutter. Der war Sandalenmacher und der Vater von drei Kindern, die alle noch zu Hause lebten.

Judas war ein gut aussehender, aber sehr fauler, junger Mann. Ruben, ein reicher Vetter seines Vaters, ein Junggeselle in mittlerem Alter, schätzte seine Gesellschaft und unterstützte ihn. Ruben arbeitete sehr hart in seinem Geschäft. Er trocknete Früchte, Datteln, Feigen und Weintrauben, verpackte und exportierte sie. Ruben war ein Führer der Zeloten und spendete viel Geld für den Ankauf von Waffen von Beduinen, doppelschneidige Schwerter und Dolche, die gegen römische Soldaten gebraucht wurden.

Ruben nannte sich selbst einen Jünger Yiohannans  des Täufers. Judas hatte ihn zum Jordan begleitet, um seinem Wohltäter Freude zu machen, und hörte Yiohannan predigen. Dort war Judas vom Rahib getauft worden. Bald folgte er Joshua nach, zum Teil weil er Zeuge wunderbarer Heilungen gewesen war, aber auch weil er Ruben gefallen wollte.

Rubens Wirbelsäule wurde in einem Unfall verletzt. Er war gelähmt und war vier Monate in seinem Haus in Yerushalayim bettlägerig gewesen, bis Judas eines Tages Joshua zu ihm gebracht hatte. Joshua heilte ihn augenblicklich und vollständig.

Dieses Wunder erweckte in Judas’ hinterlistigem Denken eine Idee, die er Ruben unterbreitete. „Ruben“, sagte er, „Joshua ist der Vetter ersten Grades von Yiohannan dem Täufer, den Herodes enthauptet hat. Herodes ist eine Schachfigur der Römer. Ein Drittel der Bürger Palästinas, nämlich die Essener, glaubt, dass Joshua der Messias ist. Joshua hat hunderte von Israeliten geheilt und sie und ihre Familien verehren ihn. Ja, sogar israelitische Pharisäer folgen ihm nach. Der Sanhedrin wird meinen Plan annehmen müssen. Und zudem bist du ein Führer der Zeloten. Ja, ich bin sicher, es ist schon fast getan.

„Wovon sprichst du?“, fragte Ruben. „Jeden Tag heilt Joshua hunderte“, sagte Judas eindringlich. „Einfach durch ein Streicheln seiner Hand. Stell dir vor, was geschehen würde, wenn er diese Hände gegen die römischen Soldaten erheben würde. Er könnte sie zu hunderten umbringen. Die Propheten haben es getan und sagen mir, welcher von ihnen hatte größere Kräfte als Joshua? Wir müssen Herodes aus dem Weg schaffen. Ich weiß, wie sehr du ihn hasst.“ „Was genau schlägst du vor?“, fragte Ruben.

„Wir werden Joshua zum König von Israel krönen und wir werden seine Kräfte für unsere Zwecke gebrauchen.“

Ruben war begeistert von der Idee und gewann weitere fünf einflussreiche Israeliten für die Sache. Er bestellte bei einem Goldschmied in Yerushalayim eine Krone aus vergoldetem Silber und ein Szepter aus dem gleichen wertvollen Metall. Das Szepter war drei Fuß lang und hatte an der Spitze einen goldenen Stern. Und er ließ ein Gewand in königlichem Purpur schneidern.

Am frühen Morgen des zweiten Tages des Festes in Bethsaida kamen die Verschwörer mit dem israelitischen Rayis Rabbi von Magdala an, um Joshua zum König von Israel zu krönen. Joshua, die beiden Yiacoubs, Yiohannan, Petros, Andreas, Philippos, Yiassounai, Rayis Rabbi Samuel und Rayis Rabbi Ezekiel von Bethsaida waren nach dem Morgengottesdienst im Tempelhof, wo schon mehr als zweihundert Heilung Suchende warteten. In einiger Entfernung von Joshua beobachteten und warteten Judas, Ruben, der israelitische Rayis Rabbi und die fünf Israeliten, die den Plan unterstützten. (S. 86)

Als die Aussätzigen, die Blinden und die Gelähmten geheilt waren und sich entfernt hatten, kamen Judas und seine Verbündeten zu Joshua. Judas küsste Joshua wie gewohnt und sagte: „Shalom, Joshua, König von Israel!!“

Der israelitische Rayis Rabbi hielt die Krone in beiden Händen und sagte: „Mein Herr Joshua, Sohn des Königs David, knie nieder, mein Herr, dass ich dich mit heiligem Öl salbe und dich zum König von Israel kröne.“

Joshua stieß mit seiner rechten Hand die Krone weg und sagte: „Rayis Rabbi, ich weiß, was ihr alle im Sinne habt. Ihr macht einen grossen Fehler. Ich bin ein König.

Aber in meinem Königreich gibt es nicht einen König mit vielen Untertanen: gehorsamen Dienern und gefährlichen Verschwörer. Und es gibt in meinem Königreich keine Kriege, keine Revolutionen und kein Blutvergießen.

In meinem Königreich sind ALLE König, jeder gekrönt von unserem Vater im Himmel mit Kronen aus seinem Licht und seiner Liebe.“

Als er das gesagt hatte, verschwand er vor ihren Augen; er hatte seinen grobstofflichen Körper dematerialisiert.

Der Rayis Rabbi reichte die Krone Ruben, rieb sich vor Verwunderung die Augen und sagte: „Was ist hier geschehen? Wohin ist er gegangen? Was hat er gesagt? Hast du ihn verstanden, Ruben? Ich konnte keinen Sinn darin finden.“

Ruben schüttelte hilflos den Kopf und sagte: „Ich auch nicht.“

Die Rayis Rabbis, die zwei Yiacoubs, Yiohannan, Petros, Andreas, Yiassounai und Philippos gingen schweigend in den Tempel, wo sie Joshua wieder materialisiert vor dem goldenen Vorhang des Allerheiligsten fanden. Sie gingen zu ihm und Joshua erklärte ihnen, was die Israeliten beabsichtigt hatten.           

Er sagte: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes heißen.“ (Handschrift von Daskalos)

Ruben, Judas, der israelitische Rayis Rabbi von Magdala und drei der fünf Israeliten, die mit Ruben gekommen waren, gingen, tief enttäuscht über ihren Misserfolg, zum Haus eines israelitischen Freundes von Ruben, eines Lieferanten von Trauben zum Trocknen.

Judas war zornig. Immer wieder schlug er wild mit der Faust der rechten Hand gegen die Handfläche der linken und schrie: „Was willst du mehr, als König von Israel zu sein? Verrückter Träumer. Fanatischer Essener – „Krone aus Licht und Liebe von Alaha?“ – dummer Kerl! Säge und Hobel eines Tischlers passen besser zu dir als Szepter und Krone. Du kannst nicht entkommen. Ich werde dich zwingen, die Krone anzunehmen, obwohl du sie nicht verdienst; und ich werde der starke Mann sein, der Führer hinter dem Thron. Deine dummen Essener Jünger mit ihrer Essener Bildung – sie sind nur als Fischer oder Bauern brauchbar. Sie alle, die dich so verehrend anhimmeln! Nein, Joshua, ich wurde nicht zum Diener geboren; ich wurde zum Befehlen und zum Herrschen geboren!

Ruben, ich weiß, dass Joshua mich liebt und er wird auf mich hören. Ich bin es, Yiohannan und Philippos, die er liebt. Er küsst uns und umarmt uns immer. Obschon ich im Grund genug gegeben habe, gekränkt und ärgerlich zu sein, hat er es mich nie spüren lassen, sondern er scheint mich deshalb nur noch mehr zu lieben. Immer wieder küsst er meine Augen und streichelt meinen Kopf und wiederholt eine seiner Seligpreisungen.

Alles, was ich je tun muss, ist ihn küssen und meinen Kopf auf seine Brust legen. Er würde alles für mich tun. (S. 87)

Und ich werde ihn zwingen König von Israel zu sein, damit wir in den Palästen von Jerikho und Yerushalayim leben und den bösartigen König Herodes bestrafen und vertreiben können. Dann können wir die Römer aus Palästina vertreiben und unsere eigene mächtige und unabhängige Nation regieren! Joshua kann all das tun und ich werde ihn zwingen, es zu tun.“ Ruben und Judas nahmen den israelitischen Rayis Rabbi in ihrem Wagen bis Magdala mit und kehrten nach Yerushalayim zurück.

Am dritten und letzten Tag des Festes und des Marktes hielt Joshua die Morgenandacht und den Dankgottesdienst und heilte über hundert Menschen im Tempelhof. Dann rief er sechzehn seiner Heiler-Jünger zu sich – einschließlich Petros, die zwei Yiacoubs, Philippos, Andreas, Yiohannan und den Novize Yiassounai – um mit ihnen zum Markt zu gehen. Philippos, der in Bethsaida wohnte, lud das benötigte Essen in einen Wagen.

Am Mittag kamen sie zum Markt. Das Festgelände lag eine Meile südöstlich von Bethsaida, südlich der Lagune, nördlich des Berges und östlich vom See Genezareth. Die große Menge der Markt Besucher hatte schon am zweiten Tag alles Essbare verzehrt und am dritten Tag war nichts mehr zu kaufen. Die Menschen machten sich zum Aufbruch bereit, doch als sie Joshua sahen, entschieden viele, noch zu bleiben, obwohl sie hungrig waren und ihre Kinder sich beklagten und weinten.

Joshua stand auf einem flachen Felsen, der ungefähr drei Fuß hoch war, und schaute auf die Versammelten Israeliten, Essener, Griechen und Beduinen. Er streckte seine Hände gen Himmel und sprach sein Gebet der Verehrung auf Griechisch und Aramäisch: (Handschrift von Daskalos)

„Vater, Heiliger Vater Gott, der du in den Himmeln und überall bist. Sehr heilig ist dein Name. Dein Reich kommt. Dein Wille geschieht auf Erden wie in den Himmel.“

Petros und Philippos kamen zu Joshua und sagten: „Rabbi, diese Menschen sind hungrig und müde und sie müssen noch über eine Meile von hier nach Bethsaida gehen.“

Joshua sagte zu Petros: „Mein lieber Petros, wir werden ihnen zu essen geben.“

„Wir werden ihnen zu essen geben? Rabbi, was sagst du da? Weißt du, wie viel Geld wir bräuchten, um alle diese Menschen zu speisen? Und, abgesehen davon, wo könnten wir die Nahrung kaufen? Wir selbst haben nichts übrig. Wir haben alles, was wir gebracht haben aufgegessen. Der große Korb, den Philippos uns gefüllt hatte, muss fast leer sein.“

Joshua fragte Yiacoub: „Was ist übrig geblieben im Korb?“ Yiacoub antwortete: „Rabbi, der Korb war gefüllt mit Broten, gesalzenem Fisch, Feigen und Rosinen. Doch alles, was jetzt übrig ist, sind fünf Brote und zwei Fische, die wir für dich, Yiohannan und Yiassounai aufgehoben haben.“

Joshua rief seine Jünger und sagte: „Sagt allen, sie sollen sich in Gruppen zu fünfzig und hundert auf den Boden setzten.“ Dann bat er, ihm den Korb zu bringen. Yiohannan und Yiassounai brachten ihn und Joshua sagte zu Yiacoub: „Yiacoub, mein Lieber, brich die Brote in zwei.“ Der Gott-Mensch nahm einen Fisch in seine linke Hand und ein halbes Brot in die rechte und hielt seine Hände den Himmel entgegen und sagte: (Handschrift von Daskalos)                                     

„Heiliger Vater Gott – Gib uns heute unser tägliches Brot.“  (S. 88)

Er legte das Brot und den Fisch in den Korb zurück, atmete tief ein und sagte zu seinen Jüngern: „Meine Lieben, kommt, nehmt Brot und Fisch und gebt es den Menschen zu essen. Gebt ihnen so viel sie wollen.“

Und während zwei Stunden und zwanzig Minuten materialisierte der Gott-Mensch Joshua Geist-Übersubstanz, ätherische Lebenskraft, in Brot und Fisch bis ungefähr fünftausend Männer und tausende Frauen und Kinder gegessen hatten und satt waren.

Nach ihrer Rückkehr berichteten ihm die Apostel alles, was sie getan hatten. Da nahm er sie mit sich und zog in die Stille zurück in eine Ortschaft namens Bethsaida. Als aber die Volksmenge das in Erfahrung gebracht hatte, zogen sie ihm nach, und er ließ sie auch zu ihm kommen, redete ihnen vom Reiche Gottes und machte die gesund, welche der Heilung bedurften.

Als der Tag sich dann zu neigen begann, traten die Zwölf an ihn heran und sagten zu ihm: „Lass das Volk ziehen damit sie in den umliegenden Ortschaften und Gehöfte gehen und dort Unterkunft und Verpflegung finden; denn hier sind wir in einer öden Gegend. Doch er antwortete ihnen: „Gebt ihnen doch zu essen!“ Da erwiderten sie: „Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müssten sonst hingehen und Lebensmittel für dieses ganze Volk einkaufen“ – es waren nämlich gegen fünftausend Männer. Er sagte aber zu seinen Jüngern: „Lasst sie sie in Gruppen von etwa je fünfzig Personen lagern.“ Sie taten so und brachten alle dazu, sich zu lagern. Darauf nahm er die fünf Brote und die beiden Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis Gottes, brach sie und gab sie immer wieder den Jüngern, damit diese sie dem Volk vorlegten. Und sie aßen und wurden alle satt; dann las man die Brocken auf, die sie übrig gelassen hatten, zwölf Körbe voll. (Lukas 9:10-17)

Als die Menge sich anschickte  nach Bethsaida zu gehen, bat Joshua seine Heiler-Jünger: „Meine Lieben, begleitet sie und helft ihnen mit den Kindern. Die Sonne ist untergegangen und es wird heute Nacht kein Mondlicht geben.“ Er rief seine Aposteln zu sich und sagte zu Yiacoub, dem Sohn Shabbatai:

Lieber Yiacoub, der See Genezareth liegt westlich von hier, eineinhalb Meilen entfernt. Geh mit deinem Bruder zu eurem Fischerboot und segelt nach K’far Nahum. Ich will alleine sein. Warte nicht auch mich. Ich gehe auf jenen Berg, um zu Alaha zu beten und ihm für seine große Liebe für uns alle zu danken.“

Philippos fragte Yiacoub, ob er und sein Vetter Nathanael sie begleiten dürften, und Yiacoub freute sich, sie mitzunehmen. Petros rief seinen Bruder Andreas und machte sich mit den beiden Yiacoubs, mit Philippos und Nathanael und drei weiteren auf den Weg westwärts zum See.

Yiohannan nahm Yiassounais linke Hand in seine und legte seine rechte Hand auf die Schultern des Novizen und sagte: „Yiassounai, lass uns gehen!“

Alle waren sehr müde. Die Nacht war warm und dunstig. Der Weg war steinig und rau. Im Gehen murmelte Petros vor sich hin: „Haben wir ihn richtig gehört? Hat er gesagt, dass er allein sein will? Allein, in so einer Nacht, auf diesem unwirtlichen Berg und nur die Sterne als Licht. Ist das für einen Menschen nicht gefährlich?“

Yiohannan sagte sanft zu ihm: „Petros, ist Joshua nur ein Mensch? Du hast doch selbst gesagt, dass er der Sohn Gottes ist. Und hat er nicht gesagt: <Ich bin das Licht der Welt>? Er ist das Licht, Petros. Wozu sorgst du dich“? Petros antwortete: „Joshua sagt, dass auch wir Söhne Gottes sind, aber ich möchte nicht ganz allein in einer schwarzen Nacht wie dieser auf einem felsigen Berg sein.“ (S. 89)

„Petros“, sagte Yiohannan, „du und alle Menschen sind Menschen-Götter, Kinder Alahas. Nur Joshua ist ein Gott-Mensch. Petros, er ist Gott. Hast du ihn gestern nicht gesehen, wie er seinen Körper dematerialisierte und ihn im Tempel wieder materialisierte? Kannst du das tun? Zwischen einem Menschen-Gott und einem Gott-Menschen ist ein großer Unterschied.“

Petros schaute Yiohannan zweifelnd an und brummte weiter vor sich hin. Für Petros war Yiohannan nur ein etwas zarter Jüngling. Er wusste nicht, dass Yiohannan, der Bruder Yiacoubs und Vetter Joshuas, ein Erzengel war aus den Rängen der Fürstentümer, genau so wie Yiohannans Tante, Maria, Joshuas Mutter. Sie waren beide Mensch geworden, inkarniert durch unbefleckte Empfängnis, und beide würden eines Tages, nach dem Verlassen ihrer grobstofflichen Körper, diese dematerialisieren: Yiohannan auf der griechischen Insel Patmos und Maria in Ephesus, sogar währendem christliche Brüder und Schwestern ihre toten Körper mit duftenden Ölen für das Begräbnis Einrieben.

Als die Jünger das Fischerboot von Shabbatai erreichten, zogen sie ihre staubigen und schweiß durchnässten Sandalen aus, wuschen sie und ihre Füße und stiegen barfuß in das Boot.

Die Nacht war pechschwarz, Yiacoub ging ans Steuer und bat seine Partner, Petros und Andreas, die zwei dreieckigen Vordersegel zu lösen und das Hauptsegel an den Mast gebunden zu lassen. Als das getan war, zündete Petros die vier Laternen an. Das Schiff segelte langsam gegen K’far Nahum. Die erschöpften Männer legten sich auf die Säcke der Netze, um sich auszuruhen. Petros murmelte weiter vor sich hin in seiner Verwirrung. Yiohannan, Philippos, Nathanael und die beiden Yiacoubs lagen in der Nähe des Steuers. Yiohannan lud Yiassounai ein näherzukommen. Er umfasste mit seiner rechten Hand liebevoll Yiassounais Kopf, der auf seiner Brust ruhte, und hielt den Jungen mit seiner linken Hand. Philippos hielt Yiassounais Hand.

Philippos und Yiassounai konnten sich selbst-bewusst ausdehnen aus ihren materiellen Körpern. Yiohannan hatte ihnen nahegelegt, dies vor den anderen geheim zu halten. Er hat Gesagt: „Schweigt darüber. Ihr könnt darüber untereinander reden und mit mir. Ich werde euch lehren, euer Selbst-Bewusstsein überbewusst auszudehnen, und zwar gleichzeitig an verschiedene Orte und in Welten anderer Dimensionen. Als sie ihn fragten: „Wann‘“, antwortete er: „Spielt es eine Rolle? Ich werde immer mit euch beiden sein.“

Philippos betrachtete Yiohannan mit großer Liebe im schwachen Licht der Laterne und sagte zu ihm: „Du bist Joshuas Vetter und ihr habt eine auffallende Ähnlichkeit. Wir wissen, dass er, unser Messias, der Beni Alaha ist, aber wer bist du, Geliebter?“

Yiohannan antwortete: „Liebster, obwohl du mich hier in einem grobstofflichen Körper mit euch essen und trinken siehst, bin auch ich ein Wesen, das sich von dir unterscheidet. Später wirst du es verstehen. Nicht jetzt. Ich sage dir aber, ich bin Mensch geworden und habe mich inkarniert, um dem göttlichen Plan und dem Willen unseres Vaters zu dienen. Ich bin ein Strahl selbst-bewussten Lichts.

Unser vielgeliebter Joshua ist das Licht. Er ist das Licht der Welten. Du kannst das jetzt nicht verstehen. Liebe und nur Liebe wird dich lehren. Mein Rat an dich ist: liebe, diene und sei still. Und jetzt ist es an der Zeit, eure Körper zu verlassen und sie ausruhen zu lassen. Ich bin jetzt hier mit euch. Und ich bin auch mit ihm auf dem Berg zu Alaha betend … und anderswo. Diese Bedeutung von Selbst-Überbewusstsein. Genug. Schlaf jetzt.“

Philippos und Yiassounai erwachten mitten in der sehr dunklen Nacht und kehrten in ihre materiellen Körper zurück. Sie sahen eine Lichtkugel am fernen Horizont. Sie sagten zu Yiohannan, der das Licht lächelnd betrachtet: „Ist unser geliebter Rabbi in jenem Licht?“ Yiohannan legte seine Finger auf ihre Lippen und flüsterte: „Ja, meine Lieben, seid still.“

Andreas erwachte, durch die Lichtkugel sehr verängstigt, und schüttelte Petros wach. Petros rieb sich die Augen, als die Lichtkugel immer näher kam und eine Säule aus sehr hellem Licht wurde, Petros, Andreas, Nathanael und die beiden anderen Jünger, die mit ihnen waren, wurden in Schrecken versetzt. Jemand schrie auf: „Es ist ein übler Wassergeist!“

Plötzlich war die Lichtsäule nur zwei Yards von dem Schiff entfernt und man konnte eine menschliche Form erkennen, die von dem blendenden Licht umgeben war. Das Licht ging drei Fuß über den Kopf hinaus und zwei Fuß um den Körper herum. Über dem Kopf und um ihn herum war es wie das Licht der Sonne, gegen das Herz wurde es rosafarben, leuchtendes Himmelblau um den Solarplexus und Smaragdgrün bei den Beinen. Schiff und Wasser strahlten im glänzenden Licht, wie in einem hellen Sommertag. Sanft ging das Licht in den sich materialisierenden Köper von Joshua hinein.

Joshua stand auf dem Wasser des See Genezareth, lächelte und sagte: „Ich bin es. Fürchtet euch nicht.“ Petros sagte: „Rabbi, wenn du es wirklich bist, befehle mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.“ Joshua sagte: „Warum befehlen, Petros? Wenn du kommen willst, dann komme.“ Und Petros ging über das Wasser zu Joshua, der zwei Yards vom Schiff entfernt war. Aber als Petros‘ Glauben wankte, begann er zu sinken und schrie zum Gott-Menschen: „Rabbi, mein Herr, rette mich!“ Joshua streckte seine Hand aus, fasste ihn und sagte: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ Und beide bestiegen das Schiff.   (Matthäus 14: 22-31)

Joshua ging direkt zu Yiohannan, legte seine Hände auf die Köpfe von Yiohannan und Philippos. Yiassounai, der auf dem Boden lag, umarmte die Füße seines geliebten Joshuas und küsste seine Zehen. Joshua nahm seine Hand von Yiohannans Kopf, hob das Käppchen des Novizen und streichelte sein Haar. Yiohannan half dem Jungen auf und Joshua legte das Käppchen wieder auf und küsste Yiassounais Augen. Yiassounai brach in Tränen aus, ohne zu wissen warum.

Im Morgengrauen legte das Schiff in K‘far Nahum an. Joshua, die beiden Yiacoubs und Yiohannan gingen in Yioussoufs Haus. Yiassounai ging in den stillen Tempel, um ihn zu reinigen.

Yiossophat, Simon und Judas, die Söhne Yioussoufs, und ihre Frauen und Kinder und Esther mit ihrem Ehemann Altai waren nach K’far Nahum geeilt, nachdem Tamar und Maria sie benachrichtigt hatten, dass ihr Vater am Sterben liege. An Yioussoufs Bett sagte Yiossaphat zu Joshua. „Yioussouf liebt dich am meisten von uns allen. Die ganze Nacht hat er in seinem Schlaf gelächelt und mit dir gesprochen, als ob du hier wärest.“

Joshua sagte: „Liebst du deinen Vater mehr, als ich ihn liebe? Ich war hier bei ihm während der ganzen Nacht. Und ich werde bei ihm sein, wenn du denkst, er sei tot, und du ihn langsam vergessen wirst. Du kannst das, was ich dir sage, nicht verstehen. Yioussouf aber muss jetzt ruhen, glücklich in Alaha. Für mich wird Yioussouf nicht sterben. Nur, sein grobstofflichen Körper wird sterben, nicht Yioussouf. Alaha, Gott, ist nicht ein Alaha der Toten, sondern er ist Alaha der lebenden, unsterblichen Geist-Seelen-Wesen.“

Am Mittag ging Yioussouf lächelnd hinüber in die Welt der vier Dimensionen. Joshua bat Yiossaphat die Augen seines Vaters zu schließen. Er bat sie alle, Yioussouf ihre Liebe und ihre guten Gedanken zu schicken und ihre Gebete zu Alaha. Auf Yiossophats Wunsch sollte sein Vater neben Yioussoufs Eltern begraben werden und so fuhren alle am nächsten Tag nach Nazareth.

Yiossaphat konnte nicht verstehen, warum Maria, Yiacoub und Joshua nicht weinten und über den Tod des alten Mannes nicht zu trauern schienen, wusste er doch, wie sehr sie alle seinen Vater geliebt hatten.

Joshua, der seine Gedanken kannte, sagte: „Yiossaphat, keines Menschen Geist-Seele stirbt. Die Ego-Geist-Seele ist das Leben. Nur der materielle Körper stirbt. Dein Vater Yioussouf ist nicht jener tote Körper im Sarg. Du musst ihn in deinem Geist und Herzen bewahren, damit du mit ihm in Verbindung kommen kannst.

Die Verstorbenen können leicht Verbindung mit den <Lebenden> aufnehmen, auch wenn die sogenannten Lebenden sie nicht fühlen oder sehen können. Lieber Yiossaphat, Yioussouf ist jetzt intensiver am Leben, als du es bist. Er ist selbst-bewusster.“

Yiossaphat starrte Joshua an, strich sich über den Bart und überlegte: „Ist das möglich? Kann das, was Joshua sagt, wahr sein? Wie können wir sicher sein?“