32. Kapitel – Der duldende Diener

Joshuas Leben und Lehren im Monat der Kreuzigung. Er erklärt seinen Jüngern in K’far Nahum, was kommen wird. Joshua gibt den Rayis Rabbi Anweisungen und Trost, ehe er K’far Nahum verlässt. Er heilt zwei Kinder.

  1. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung erleiden, denn ihnen wird das Himmelreich zuteil! Selig seid ihr, wenn man euch um meinetwillen schmäht und verfolgt und euch lügnerisch alles Böse nachredet! Freuet euch darüber und jubelt, denn euer Lohn ist gross im Himmel! Ebenso hat man ja auch die Propheten vor euch verfolgt.      Matthäus 5:10-12  

 

  1. Ehe er nach Jerusalem abreiste, erklärte Joshua seinen Jüngern in allen Einzelheiten, was ihm in nur einem Monat am Passahfest geschehen werde.

 

  1. „Die Zeit ist nahe, dass der Menschensohn in einer mondlosen Nacht von Dienern und Urteilsvollstreckern des Sanhedrin verhaftet wird. Um den Israelitischen Rays Rabbi zu frieden zustellen, werden die Richter des Sanhedrin den Menschensohn der Verletzung des Mosaischen Gesetzes und der Gotteslästerung für schuldig erklären und ihn zum Tode verurteilen. Die Richter werden ihn den Vollstreckern übergeben, die ihn verspotten, beschimpfen und misshandeln werden, bis er blutet. Dann wird der Sanhedrin ihn dem römischen Statthalter übergeben, der das Todesurteil genehmigen wird.
  1. Mein Körper wird gekreuzigt, mit Nägeln an ein hölzernes Kreuz geschlagen.
  1. Nachdem mein Körper getötet wurde, werden zwei gutherzige Israeliten, die meine Lehren gehört haben, den römischen Statthalter, mit dem sie befreundet sind, bitten, ihnen meinen Körper zu überlassen, um ihn in ein Grab zu legen.

 

  1. Nach drei Tagen werde ich alle Wundmale der Nägel an meinen Händen und Füssen und die tiefe Wunde unter meinen Rippen, wo der Speer meine Leber durchstach, zu sehen sein, und zwar als Beweis für alle, die noch zweifeln mögen, dass ich es bin der aus dem Grabe auferstanden ist.
  1. Und so will ich euch, meine Lieben, und allen andern Menschen beweisen, dass der grobstoffliche nicht das Selbst ist.

 

  1. Der Körper ist ein Geschenk Alahas; ihr könnt ihn benutzen, um euch auszudrücken. Doch ihr seid nicht der Körper. Wenn der grobstoffliche Körper stirbt, was er früher oder später tun wird, ist euer Ego-Selbst nicht vernichtet. Wie könnte es sein? Euer Ego-Selbst ist euer Geist-Seelen-Selbst, ein unsterblicher Nachkomme Alahas.
  1. Aus diesem Grunde bin ich Mensch, ein Menschensohn geworden.
  1. Für diese Stunde bin ich in die Welt gekommen.

 

  1. Es geschieht nicht aus Schwäche, dass ich ihnen erlaube, mich zu verhaften, meinen grobstofflichen Körper zu quälen und zu verletzen und ihn zu töten.
  1. Nein, dies ist mein Triumph, mein Sieg.

 

  1. Damit beweise ich das, was ich auch über den Menschensohn gelehrt habe. Ich erzähle euch dies jetzt, um euch vorzubereiten, damit ihr eure Ruhe bewahrt, wenn es geschieht.“

 

  1. Einige der Heiler-Jünger konnten nicht erfassen, was der Gott-Mensch sagte und sie weinten offen. Yiohannan der Kanaaniter, der Bruder Simons, stand auf und, ohne das Wort zu verlangen, sagte er mit brechender Stimme: „Geliebter Malpana, musst du wirklich nach Yerushalayim gehen, um verhaftet, gequält und gekreuzigt zu werden?

 

  1. „Mein geliebter Yiohannan“, sagte der Gott-Mensch sanft, „ich weiss, dass du mich nicht verstanden hast und viele andere hier haben mich auch nicht verstanden.

 

  1. Ich werde am Kreuz nicht sterben. Nur mein grobstofflicher Körper wird sterben und ich werde ihn auferstehen lassen.
  1. Wiederum sage ich euch und allen Menschen damit beweisen werde, dass ihr nicht euer grobstofflichen Körper seid, sondern Geist-Seelen-Egos, unsterbliche Wesen, Kinder Als Menschensohn, ein Mensch wie ihr, habe ich die Welt überwunden.“

 

  1. Am Mittag nahmen die elf Apostel, zusammen mit Joshua und dem Hohepriester Samuel das Essen ein. Sie und die andern Gäste assen in gedrücktem Schweigen. Als sie fertig waren, bat Joshua sie alle, mit ihm sein Gebet zum Lobpreise Alahas auf Griechisch und Aramäisch zu singen und den letzten Satz siebenmal zu wiederholen.

 

  1. Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name! Dein Reich ist hier! Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.             Matthäus 6:9-10

 

  1. Joshua fragte Samuel, ob er mit ihm alleine sprechen könne, ehe er am nächsten Morgen mit seinen Aposteln und seiner Familie Nach Jerusalem abreise. Joshua folgte dem Hohepriester in sein Zimmer und schloss die Türe.

 

  1. Von Trauer übermannt, umarmte und küsste der Rayis Rabbi den Gott-Menschen.

„Geliebter Mshiha“, schluchzte er, „in der Vergangenheit haben sie die Propheten und viele Männer Alahas getötet. „Geliebter Samuel“, sagte Joshua, „höre mir gut zu. Ich habe dir oft gesagt, dass sie mich nicht töten können.

  1. Sie können nur meinen Körper töten und für diese Stunde bin ich in die Welt gekommen, für den Tod meines Körpers und für meine Bitte verstehe das. Auch ich traure als Menschensohn doch ich traure nicht über den Tod dieses Körpers.
  2. Mein menschliches Herz bricht, wenn ich sehe, was in den kommenden Jahrhunderten geschehen wird.
  1. Menschen werden ihre Brüder quälen und töten in Alahas und in meinem Namen.
  1. Der Bruder wird den Bruder verfolgen. Heiden werden die Körper meiner Anhänger quälen und töten. Und jene die sich meine Anhänger nennen, werden einander quälen und töten und sich gegenseitig der Gotteslästerung und der Ketzerei beschuldigen.

 

  1. Samuel, mein Lieber, ich liebe alle Menschen als Teile meiner Selbstheit, meines Ego-Selbst in meinem Eins-Sein in meiner EL Shaddai Selbstheit. Dies ist der Grund meines Kummers.
  1. Dies ist der Kelch und ich flehe Alaha, unseren himmlischen Vater, an, ihn an mir vorübergehen zu lassen.

 

  1. Die Kreuzigung und der Tod meines Körpers, das ist mein Triumph als Menschensohn.

 

  1. Und du, Samuel, wirst mich in diesem Raum in meinem auferstandenen Körper sehen. Ich werde zu dir kommen, noch bevor meine Mutter, Shabbatai und seine Familie und meine Apostel nach K’far Nahum zurückkehren. Ich werde die Wundmale der Nägel zeigen.
  1. Eine neue religiöse Gemeinschaft wird in meinem Namen und in Alahas mächtigen Namen gegründet werden. Petros wird sie führen. Und du, mein geliebter Samuel, du wirst als Rayis Rabbi dieser neuen Gemeinschaft Essener, Israeliten, Griechen, Beduinen und sogar Römer taufen, im Namen des Vaters Alaha, im Namen des Sohnes, in meinem Namen, und im Namen des Heiligen Geistes.
  1. Komm, mein Lieber, du darfst nicht traurig sein, wenn du so gute Neuigkeiten hörst.

 

  1. Bevor ich gehe, möchte ich als Menschensohn dir danken für alles, was du für mich, für meine Mutter Maria und für den lieben Yioussouf während dieser sechzehn Jahre getan hast.

 

  1. Meine Mission als Menschensohn geht zu Ende und deine Mission in der neuen religiösen Gemeinschaft beginnt jetzt.
  1. Ich habe einen Wunsch, ehrwürdiger Rayis Rabbi Samuel. Wenn sie zurückkommen, schicke meine Mutter, Yiohannan und Yiacoub, den Sohn Yioussoufs, zu den Essenern in Ephesus.“ Am nächsten Tag nach dem Morgengottesdienst fuhren die Wagen ab. Es waren grosse, gedeckte, von zwei Pferden gezogene vierrädrige Wagen. Ihre Besitzer führten die Pferde. Samuel hatte sechs grosse Körbe mit Reiseproviant bereitgestellt. Joshua küsste die Novizen, Is-shaak und Manasseh, und stieg in den Wagen, mit seiner Mutter, Maria Magdalena, Yiohannan, Simon dem Kanaaniter, Philippos, Yiacoub, dem Sohn Yioussoufs, und Mattai. Im andern Wagen waren Shabbatai, Myriam Shalome, ihr Sohn Yiacoub, Petros, Andreas, Thomas und Bartholomäus.

 

  1. Nach einem Tag und einer Nacht kamen sie, eine Stunde nach Sonnenaufgang, im Essener Bistum in Magdala an. Simon holte seinen Onkel, den Rayis Rabbi, während Joshua und Yiohannan zum Tempel gingen. Maria Magdalena, Maria, die Mutter Joshuas, Myriam Shalome und Shabbatai gingen zum Hause Zakharias, Maria Magdalenas Onkel.

 

  1. Nach dem Morgengottesdienst lud der Rayis Rabbi Joshua und seine Apostel zum Frühstück und zum Mittagessen in seine Residenz im Essener Bistum ein. Zakharias spendete das Brot, frisch aus dem Backofen.

 

  1. Judas Iskariot hatte nicht viel Zeit mit den andren Aposteln verbracht. Seine Entschuldigung war, dass er zu beschäftigt war mit dem Einkauf von Trauben für seinen Vetter. Er war mit seinem Vetter in Bethsaida und kehrte über K’far Nahum nach Yerushalayim zurück. In K’far Nahum wurde ihnen gesagt, Joshua sei vor zwei Tagen abgereist. In Magdala erfuhr Judas von einem Gastwirt, dass er soeben Joshua mit seinen Aposteln südlich der Stadt am See Genezareth spazieren gesehen habe. Judas machte sich auf, sie zu finden.

 

  1. Joshua lächelte freudig, als er Judas kommen sah, die andern zeigten keine Freude. Besonders Petros nahm Anstoss an dem reichen jungen Mann. Als Judas sie erreicht hatte, sprach Joshua wiederum über die Geschehnisse, die ihn in Yerushalayim erwarteten.

 

  1. Als nun Joshua vorhatte, nach Yerushalayim hinaufzuziehen, nahm er die zwölf Jünger gesondert zu sich und sagte unterwegs zu ihnen: „Seht, wir ziehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn an die israelitischen Rayis Rabbis und Schriftgelehrten verraten werden; die werden ihn zum Tode verurteilen und ihn den Heiden zur Verspottung, zur Geisselung und zur Kreuzigung überliefern; und am dritten Tage wird er seinen toten Körper auferwecken. Matthäus  20:17-19

 

  1. „Geliebter Rabbi“, sagte Judas Iskariot, „du Menschensohn, als die Israeliten dich in Nazareth verhaftet hatten, um dich zu steinigen, hast du deinen Körper dematerialisiert. Wie oft haben wir das schon gesehen? Also, wie können sie dich jetzt verletzen? Wenn du ihnen erlaubst, dich zu verhaften und dich den Heiden zu übergeben, dann brauchst du doch nur deine rechte Hand gegen sie auszustrecken, wie es der Prophet Elias tat, und sie werden vernichtet. Ich muss gestehen, ich verstehe dich nicht. Warum weigerst du dich Palästina von diesen heidnischen Unterdrückern zu befreien und als König von Israel zu herrschen?“

 

  1. Joshua, der Menschensohn, antwortete nicht, doch schaute er Judas mit grossem Erbarmen an.

 

  1. Eine sehr arme Frau, die von den Feldern kam, näherte sich ihnen. Sie war eine Israelitin, eine Witwe mittleren Alters, in ein graues Leinengewand gekleidet, mit zwei Kindern. Das jüngste Kind, ein dreijähriges Mädchen, war so schwach, dass sie es in ihren Armen trug. Der ältere, ein fünfjähriger Junge, hielt sich mit seiner linken Hand an ihrem Gewand fest und in der rechte hielt er einen Strauss wilder gelber Blumen. Eine magere Ziege folgte der Familie. Die Frau war offensichtlich erschöpft. Sie setzte sich auf einen flachen Stein am Weg, um wieder zu Kräften zu kommen. Joshua ging auf sie zu und setzte sich neben sie. „Martha“, sagte er, „gib mir deine kleine Tochter Lea.“ Die verwunderte Frau legte Lea in seine Arme.

 

  1. Die kleine war so schwach, dass sie kaum ihren Kopf heben konnte. Sie litt an hohem Fieber, epileptischen Anfällen und Krämpfen. Joshua streichelte den zitternden Körper mit der rechten Hand und Lea war augenblicklich geheilt. Sie öffnete ihre Augen, die vor Lebensfreude strahlten, und lächelte den Gott-Menschen an. Er gab sie der vor Freude weinenden Mutter zurück. Joshua rief den Jungen, der ihn mit Angst und Misstrauen anguckte. „Mikhali“, sagte er sanft, „komm zu mir mein Lieber.“ Der kleine lächelte, obwohl sein Sehvermögen sehr schwach war. Als Joshua seine Arme ausstreckte, rannte er zu ihm und gab ihm die welkenden Blumen, welche wieder frisch waren, nachdem sie der Gott-Mensch berührt hatte. Joshua umarmte das Kind und es schlang seine Arme um den Hals des Gott-Menschen und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. „Ist mein Vater zu uns zurückgekommen?“ fragte er seine Mutter. Martha hat ihm nicht gesagt, dass sein Vater tot war. Sie weinte jetzt leise über ihren Kummer und über seinen Kummer.

 

  1. „Martha“, sagte Joshua, „wo wirst du leben, wenn der Eigentümer des Gemüsegartens, wo du jetzt mit deinen Kindern in einer winzigen Hütte wohnst, seine Liegenschaft verkauft, wie er es vorhat? Warum kaufst du den Garten nicht von ihm?“ „Aber, mein lieber Rabbi“, stammelte die Frau, „womit sollte ich ihn kaufen? Diese arme Ziege und der Korb, den ich trage, sind mein ganzer Besitz.“ „Zeige mir den Korb, liebe Martha“, sagte Joshua, „was ist darin?“ „Nur ein Tuch“, sagte Martha, „zwei Stücke trockenes Brot und ein Stück Käse.“ Joshua nahm den Korb und materialisierte darin ein Leinensäckchen. „Und was ist mit diesem Säckchen?“, fragte Joshua. „Es ist gefüllt mit Silber und Gold. Das wird reichen, um den Garten zu kaufen, ein anständiges, kleines Haus zu bauen und auch einige Ziegen zu kaufen. Ist das nicht, wovon du geträumt hast? Deine Kinder sind jetzt beide gesund und stark. Danke Alaha für seine grosse Barmherzigkeit. Seid alle drei glücklich in Allaha, der euch segnet. Shlam.“

 

  1. Als Joshua am Ufer wieder auf seine Apostel stiess, unterhielten sie sich in kleinen Gruppen. Petros mit Andreas, Bartholomäus, Thomas und Mattai. Yiohannan, Philippos, Simon und die beiden Yiacoubs. Und Thaddäus und Judas, der seine ehrgeizigen Ziele und seine düsteren Pläne für sich behielt.