33. Kapitel – In Yerushalayim

Rückkehr nach Yerushalayim. Joshua wird von seinen römischen Freunden besucht. Er unterrichtet. Yiohannan steht Yiassounai bei.

Und alles was ihr im Gebet erbittet, werdet ihr empfangen, wenn ihr Glauben habt. Matthäus 21:22

  1. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang verließen die Wagen mit Joshua, seinen Aposteln und seiner Familie Magdala in Richtung Yerushalayim. Im Morgengrauen kamen sie in Beth Shemesh an, wo sie in einer Essener Herberge frühstückten, ehe sie die Reise, drei Stunden später, wieder fortsetzten. Sie reisten Tag und Nacht und kamen bei Sonnenaufgang in Beth Shean an.

 

  1. Dort ruhten sie sechs Stunden in einer griechischen Herberge. Nach dem Mittagessen waren sie wieder auf dem Weg und am nächsten Morgen, zwei Stunden nach Sonnenaufgang, unterbrachen sie die Reise für vier Stunden in Sikhem Sykhar. Von dort ging die Reise nach Kivat Shaul, wo sie im Morgengrauen in einer Essener Herberge ankamen. Dort blieben sie für einen Tag. Joshua ging zusammen mit Rabbi Ezekiel, der ein enger Freund des Rayis Rabbi Ephraim von Yerushalayim war, zum Tempel für ein Dankgebet zu Alaha.

 

  1. Joshua heilte im Hause des Rabbi mehr als zwanzig Essener und Israeliten. Sie nahmen das Mittagessen mit dem Rabbi ein und setzten die Reise eine Stunde vor Sonnenuntergang fort.

 

  1. Im Morgengrauen näherten sie sich Yerushalayim von Westen und kamen zum Essener Bistum, das eine Meile von der Stadt entfernt war, eine halbe Meile westlich des Teichs der Aale. Als Joshua auf Yerushalahyim blickte, standen Tränen in seinen Augen. Er seufzte tief und sagte auf Aramäisch mit Bitterkeit und Trauer:

 

  1. Yerushalayim, Yerushalayim, das du die Propheten tötest und die zu dir Gesandten steinigst! Wie oft habe ich meine Kinder um mich sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt; doch ihr habt nicht gewollt. Nimmermehr wird euer Haus euch verödet überlassen. Matthäus 23:37-38               
  1. Yiassounai wartete am Tor des Bistums, als die Wagen kamen. Er half Maria, der Mutter Joshuas, aus dem Wagen. Joshua und Yiohannan gingen geradewegs zum Tempel und betraten das Allerheiligste, während die andern sich in den Besuchszimmer zurückzogen. Yiassounai folgte Joshua und Yiohannan, als Joshua aus dem Allerheiligsten heraus kam, gab der Junge ihm den Schlüssel zu seinen Räumen. Joshua umarmte Yiassounai, tätschelte den Kopf liebevoll und küsste ihn auf Stirne und Augen. Yiassounai küsste die Hände seines geliebten Joshua.

 

  1. Als Joshua und Yiohannan sich in Joshuas Räume zurückzogen, ging Yiassounai auf sein Zimmer und warf sich schluchzend auf sein Bett. Yiassounai war jetzt zwar überzeugt, dass Joshua seine Kräfte nicht einsetzen würde, um den Sanhedrin daran zu hindern, ihn zu verhaften, seinen Körper zu quälen und zu kreuzigen, doch klammerte er sich an die leise Hoffnung, dass Alaha im letzten Augenblick die Meinung der israelitischen Rayis Rabbis ändern würde.

 

  1. Nachdem Yiohannan weggegangen war, kam Yiassounai zu Joshua mit der Frage, ob er im Nachbarzimmer eine bequeme Liege für seine Mutter wünsche. Joshua verneinte, denn Maria werde mit Maria Magdalena. Myriam Shalome, Shabbatai, Yiacoub und Yiohannan im Hause Shabbatais Bruder und Schwester nordöstlich von Yerushalahyim wohnen.

 

  1. Shabbatais Bruder Aaron war ein älterer, kinderloser Wittwer. Seine Schwester Hannah Maria war drei Jahre älter als Shabbatai und hatte nie geheiratet. Die Familie war reich und lebte in einem grossen dreistöckigen Hause mit vielen Zimmern, am Weg nach Jerikho, in der Nähe des Gartens Gethsemane am Ölberg. das Haus stand in einem ausgedehnten Garten, von Feigenbäumen, Palmen und anderen Obstbäumen umgeben. Am Tor zum Hof war ein Nebengebäude mit zwei Räumen.

 

  1. Joshua, Yiohannan und Yiacoub hatten die beiden oft besucht, wenn sie in Yerushalayim waren. Hannah Maria verehrte Yiacoub. Sie liebte zwar Yiohannan ebenfalls sehr, doch wusste sie, dass er nicht der Sohn ihres Bruders war, denn Shabbatai und Myriam Shalome hatten ihr vor der Geburt von der unbefleckten Empfängnis des Kindes erzählt. Yiacoub glich sehr stark seinem Vater und seinem Onkel Aaron. Wie die beiden hatte er kastanienbraune Augen, während Yiohannans Augen smagradgrün waren, wie die seines Vetters Joshua. Yiacoub, Shabbatai und Aaron waren alle sehr laut und ausgelassen in der Rede und Gebärde. Joshua nannte Yiacoub „Sohn des Donners“. Yiohannan war wie Joshua. Er lachte niemals laut, hatte aber immer ein feines lächeln auf seinen Lippen.

 

  1. Ein Wagen des Bistums brachte vor dem Sonnenuntergang Joshuas Mutter Maria, Myriam Shalome, Shabbatai, Maria Magdalena, Yiacoub und Yiohannan zum Hause Aarons und Hannah Marias. Yiacoub, Yioussoufs Sohn, hatten wie üblich ein Zimmer in der Synagoge, in der er die Heiler-Jünger Joshuas zu Vorträgen und zum Unterricht versammelte.

 

  1. Früh am Morgen des zweiten Tages, nach dem Morgengottesdienst und dem Frühstück, saßen Joshua und Ephraim im Besucherzimmer, als Stephanos die Ankunft eines römischen Zenturios im Bistum meldete. Der Zenturio verlangte, den Rayis Rabbi und den jungen Essener Rabbi Joshua zu sehen. Stephanos sagte, sein Wagen mit vier römischen Schwertträgern und einem Israeliten stehe im Hof. Ephraim bat Stephanos, den Gast hereinzuführen.

 

  1. Der Zenturio wandte sich an den Rayis Rabbi und teilte ihm mit, dass zwei vornehme Römer und eine Römerin wünschten, wenn möglich noch vor Mittag hier herzukommen, um Joshua zu sehen. Joshua wusste wer sie waren, und sagte dem Zenturio, er werde sie mit großer Freude wiedersehen.

 

  1. Um die Mittagszeit kamen Octaviano, Flaviano und Flavianos Schwester Veronica zum Bistum. „Pax vobiscum“ (Friede sei mit euch), sagte Joshua. Er umarmte und küsste sie. Die Römer küssten ihn ebenfalls mit großer Liebe. Nachdem sich Joshua nach Octavianos Gesundheit erkundigte, klammerte sich Flaviano an die Hand des Gott-Menschen, so gross war seine Liebe, und Veronica schaute mit verheißungsvollen Augen zu ihm auf. Octaviano und Flaviano mussten diesen Nachmittag nach Tyrus und von dort auf einem Kriegsschiff nach Rom reisen.

 

  1. Auf Ephraims Bitte bot Stephanos süße Mandelcreme und saftige Datteln an. Octaviano bestellte Joshua Grüsse von Claudia, der Frau des römischen Statthalters, und Grüsse des römischen Edelmanns Sallustius, der durch Flaviano ein Geschenk für Joshua überbringen liess. Joshua öffnete die Schachtel und fand eine silberne Schale, welche die Symbole des römischen Reiches eingraviert waren. Joshua nahm das Geschenk liebenswürdig an, um seine Gäste nicht zu beleidigen, und bat Stephanos, es in seine Räume zu bringen.

 

  1. Die Römer küssten Joshua beim Abschied wiederum sehr liebevoll. Später sagte Joshua zu Ephraim: „Ich bin froh, dass Octaviano und Flaviano Palästina jetzt verlassen. So bleibt es ihnen erspart, diesen Körper, den sie mit so viel Liebe küssten, ans Kreuz geschlagen zu sehen. In einem Monat wird Veronica, im einfachen Kleid einer Essenerin, auf dem Kalvarienberg meiner Mutter eine Stütze sein und den Zenturio bitten, ihr zu erlauben, sich dem Kreuz, an das mein Körper geschlagen wurde, zu nähern. Rayis Rabbi Ephraim, diese Dinge werden alle geschehen: Octaviano und Flaviano werden sich vor den römischen Götzen abwenden und sich mit grossem Glauben und Vertrauen der neuen religiösen Gemeinschaft anschließen, die im Namen Alahas und in meinem Namen gegründet werden wird.

 

  1. Veronica wird gefoltert und hingerichtet werden und die Anhänger der neuen Gemeinschaft werden sie „Santa Veronica“ nennen. Octaviano wird friedlich auf Sizilien sterben. Der liebe Flaviano wird als Rabbi der neuen religiösen Gemeinschaft in Rom von den Götzenanbeter gefoltert und hingerichtet werden.“ Mit Tränen in den Augen sagte der Menschensohn auf Griechisch:

(Handschrift von Daskalos )

 

  1. „Mein himmlischer Vater, so viel Blut wird auf Erden in deinem und in meinem Namen vergossen werden. Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen.“

 

  1. Der Rayis Rabbi hielt den Gott-Menschen in seinen Armen, doch Joshuas Stimme war so leise, dass Ephraim nur wenig von dem, was er sagte, verstehen konnte. Joshua zog sich ruhig in seine eigenen Räume zurück, um nicht weinend vor den andern gesehen zu werden. Während er zu seinem Vater Alaha betete, trat Yiassounai ins Zimmer, um die Wasserkrüge aus Ton zu füllen. Er wusste, was im Herzen seines Vielgeliebten vorging. Der Junge kniete vor Joshua, legte seinen Kopf auf seine Knie und umarmte seine Füsse. Yiassounais Tränen flossen reichlich, dass sie das Gewand des Gott-Menschen nass machten. Joshua streichelte Yiassounais Haare mit beiden Händen.

 

  1. Yiohannan kam dazu. Er half Yiassounai auf die Beine, küsste seine Augen und sagte: „Yiassounai, versuche zu verstehen. Der Mshiha braucht deine Tränen nicht. Unsere Tränen, seine, meine und deine, werden dazu gebraucht, die Herzen all jener zu reinigen, die das Gesetz übertreten haben.“

 

  1. Joshua hatte Yiacoub gebeten, die Heiler-Jünger am Nachmittag zusammenzurufen. Es waren mehr als hundert Heiler-Jünger und Gäste in der Synagoge. Drei israelitische Rabbis waren ebenfalls anwesend, zwei davon Spione des Sanhedrins. Einige der israelitischen Heiler-Jünger tuschelten mit diesen Gästen über den Besuch der vornehmen Römer im Bistum und über ihr Geschenk an Joshua.

 

  1. Ein israelitischer Spion des Sanhedrin, der im Dienste von Sallustius stand, hatte die vornehmen Römer begleitet, war jedoch mit den römischen Schwertträgern im Wagen geblieben. Er hatte fünf israelitischen Heiler-Jünger erzählt, dass Octaviano und Flaviano Joshua eine silberne Schale, in der die Symbole des römischen Reiches eingraviert waren, überreichen würden. Er hatte die Schale im Hause seines Herrn Sallustius gesehen. Die israelitischen Heiler-Jünger hielten dann Stephanos auf dem Weg zu Joshuas Räumen auf und baten ihn, ihnen die Schale zu zeigen. Diese fünf, die sich noch nicht von Fanatismus und Vorurteilen befreit hatten, wurden zornig, als sie die Symbole des römischen Reiches sahen.

 

  1. In der Synagoge saßen die Apostel auf ihren Hockern und die drei israelitischen Rabbis neben ihnen. Die übrigen saßen auf Kissen und einige standen.

 

  1. Mit erhobenen Armen sprach Joshua sein Verehrungsgebet zu Alaha von der Kanzel und sagte dann: „Geliebte, ihr alle, Kinder Alahas, unseres himmlischen Vaters. Ihr müsst in euren grobstofflichen Körpern die Allgegenwart Alahas als Liebe und als Leben fühlen. Das Leben und die Liebe sind die Natur Alahas, der sich in jedem lebenden Wesen manifestiert, der jedes lebende Wesen mit seinem Licht-Liebe-Leben füllt.

 

  1. Das Licht der Sonne ermöglicht euch, mit euren grobstofflichen Augen alles um euch herum zu sehen, das eine grobstoffliche Form hat. Das ist die Welt der Existenz, in der ihr jetzt in eurem grobstofflichen Körper mit seinen Sinnen lebt.

 

  1. Diese Welt der Existenz und alles, was in ihr lebt, ist von den heiligen Erzengeln, den Herren der Elemente, erschaffen worden und wird von ihnen erhalten. In der grobstofflichen Welt herrscht ein Überfluss an Herrlichkeit Alahas, der Seine Allweisheit und Allmacht manifestiert.

 

  1. Alaha hat erschaffen – und erschafft und erhält immerzu – andere Welten der Existenz, Welten anderer Dimensionen, in denen lebende Formen sind. Alaha hat erschaffen – und erschafft immerzu – alles, was alle Phänomene des Lebens benötigen, im Überfluss.

 

  1. Überall in Alahas Allgegenwart ist Seine Geist-Übersubstanz als Geist-Lebenskraft. Ihr erhaltet diese Geist-Lebenskraft auf vielerlei Weise. Sie ist in der Nahrung, die ihr zu euch nehmt, sie ist in den Flüssigkeiten, die ihr trinkt und sie ist in der frischen Luft, die ihr einatmet, sei es durch den Mund, die Nase oder durch die Poren der Haut. Die heiligen Erzengel gebrauchen die Geist-Lebenskraft, um eure grobstofflichen Körper zu erhalten.

 

  1. Alaha hat euch diese Geist-Lebenskraft als Geist-Licht gegeben, das ihr braucht, um eure menschliche Persönlichkeit zu erschaffen mit all ihren Bewusstseinsebenen: Empfindlichkeit, Instinkt, Unterbewusstsein (in dem die meisten von euch jetzt leben), Bewusstsein, das ihr entwickeln müsst, und Selbst-Bewusstsein.

 

  1. Mit den Übungen, die ich euch gegeben habe, könnt ihr jetzt als Seelen-Ego-Selbst mehr von eurem wahren Selbst ausdrücken, überbewusst leben und die Kräfte eures Seelen-Ego-Selbst zum Heilen benutzen.

 

  1. Die meisten von euch haben gelernt zu heilen und einige von euch können Geist-Lebenskraft willentlich materialisieren und dematerialisieren. Mit Übung könnt ihr diese Geist-Lebenskraft meistern. Durch Visualisieren könnt ihr die Fähigkeit entwickeln, Gedankenformen zu erschaffen, die ihr dann materilasieren könnt.

 

  1. Wenn ihr den Egoismus eurer Persönlichkeit vernichtet, eure Persönlichkeit in euer Seelen-Ego-Selbst verwandelt, und es in euch erweckt, dann könnt ihr euren grobstofflichen Körper willentlich verlassen und selbst-bewusst dorthin gehen, wohin ihr gehen möchtet. Ihr werdet Meister über Ort und Raum. Und ihr werdet Meister über die Zeit, ihr bewegt euch selbst-bewusst, in der Zeit, ihr tretet ein in das ewige, immer währende Jetzt, in das kosmische Bewusstsein Alahas, in das Eins-Sein euren himmlischen Vaters, in das Königreich der Himmel, das eure wahre Natur ist, das in eurem Geist-Seelen-Sein-Selbst ist.

 

  1. Ihr könnt in das immer währende Leben eingehen und ihr werdet entdecken, dass es nicht untätiger Stillstand (im engl, Original: inertia) ist, sondern überbewusste Wahrnehmung (Superconscious conception) in der Allweisheit unseres himmlischen Vaters Alaha. Denkt über das Gleichnis vom verlorenen Sohn nach.“

 

  1. Einer der israelitischen Rabbis sagte: „Essener Rabbi, der Mensch ist eine Schöpfung der heiligen Erzengel und Alahas. Wir haben gehört, dass du dich „Beni Alaha“ nennst. Ist das nicht Gotteslästerung?“

 

  1. Josua antwortete: „Ehrwürdiger Rabbi, in den heiligen Schriften, im Sepher Yetzirah, steht geschrieben: „…und Alaha sagte zu seinen heiligen Erzengeln, den Mitschöpfern:
  1. Lasst uns den Menschen machen nach unserem Bilde, uns gleich.“

 

  1. Nachdem Er den grobstofflichen Körper und die anderen Körper erschaffen hatte, blies Alaha dem Menschen seinen Odem in die Nasenlöcher und der Mensch wurde eine lebende Seele. Die Körper des Menschen sind sterblich und werden sterben, doch was geschieht mit dem Odem Alahas, dem Geist-Seelen-Ego des Menschen?

(Handschrift von Daskalos „Ruha“)

  1. Kann das Geist-Seelen-Ego des Menschen – der Odem Alahas – sterben?
  1. Bald werde ich der Welt beweisen, dass das Geist-Seelen-Ego unsterblich ist. Dass es sogar einen toten Körper auferwecken kann, wie ich es einigen von euch früher gezeigt habe, indem ich Tote auferweckte und ihr unsterbliches Geist-Seelen-Ego zu ihnen zurückrief.

 

  1. In einem Monat werde ich es allen klar machen, wenn einige, die sich in der Dunkelheit und im Unwissen befinden – du verstehst mich, ehrwürdiger Rabbi, denn deine Hand ist mit im Spiel – mir die Gelegenheit geben, die Wahrheit zu beweisen.

 

  1. Ehrwürdige Rabbis, die Unkenntnis der Wahrheit der Gesetzte Alahas, Feindschaft, Hass und Grausamkeit werden eine Katastrophe über euer geliebtes Yerushalayim bringen.

 

  1. Der Krieg, den ihr gegen die Römer führen werdet, wird diese Stadt zu einer brennenden Ruine machen. Kein Stein wird auf dem andern bleiben.“

 

  1. Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde ererben.   Matthäus 5:5

 

  1. Joshua verliess nun mit Yiohannan, Philippos, Yiassounai und Simon das Gebäude, um die vielen, die im Hof warteten, zu heilen. Es waren mehr als hundert.

 

  1. Die israelitischen Rabbis folgten Joshua auf dem Fuss und als sie ihn hörten, wie er sagte: „Deine Sünden sind vergeben“, schwoll ihr Zorn an.

 

  1. Der Rabbi, der ihn in der Synagoge herausgefordert hatte, schrie auf: „Essener Rabbi, wer hat dir das Recht zu heilen gegeben?

 

Diese Elenden sind krank, weil das der Wille Alahas ist.

Wer bist du, dass du dem Willen Alahas zuwiderhandelst? Wer bist du, dass du Sünden vergibst?“

 

  1. Joshuas Lächeln war liebevoll und bitter zugleich und seine Augen waren voller Mitleid, als er die Rabbis ansah. Das war seine einzige Antwort.

 

  1. Die israelitischen Heiler-Jünger ersuchten nun die Rabbis, die sie nur ungern eingeladen hatten, den Tempelhof zu verlassen, und demütig baten sie Joshua ihnen zu verzeihen. Der Gott-Mensch klopfte ihnen liebevoll auf ihre Schultern und sagte:

 

  1. „Meine Geliebten, ich will in euren Herzen keine unguten Gefühle gegen die Rabbis sehen. Ihr müsst sie lieben.

 

  1. Bald werden Dinge geschehen, die euch grossen Kummer bereiten werden. Ich bitte euch, eure Ruhe zu bewahren, was auch immer geschieht. Ich bitte euch, in den kommenden dunklen Tagen euch an das zu erinnern, was ich euch jetzt sage.

 

  1. Seid ruhig, seid im Frieden. Immer.“

 

  1. Yiassounai war über das Betragen des Rabbi, der im Begriff war zu gehen, so bestürzt, dass er ihn mit schlecht versteckter Entrüstung ansah. Yiohannan, der in der Nähe stand, sagte zu ihm: „Yiassounai, mein Lieber, beruhige dich. Geh auf dein Zimmer. Ich werde zu dir kommen. Wir müssen miteinander reden.“

 

  1. Yiassounai sass mit dem Kopf in seinen Händen auf dem Bett und klagte: „Ich kann es nicht verstehen. Ich kann nicht.“

Yiohannan schloss die Türe hinter sich, setzte sich neben den Jungen und umarmte ihn. Er küsste seine Augen, wie Joshua es oft tat.

 

  1. „Yiassounai“, sagte er sanft, „kannst du es nicht verstehen oder gibst du dir Mühe, es nicht zu verstehen? Dein geliebter Joshua sagt euch allen, was geschehen wird, um euch vorzubereiten, damit ihr eure Ruhe bewahrt.

 

  1. Du hast gehört, wie er das in K’far Nahum sagte, als du deinen Körper hier verlassen hast und zu ihm gekommen bist. Dein Yiassounai Selbst war sogar außerhalb seines grobstofflichen Körpers bestürzt.

Und die andern, obwohl sie dich nicht sehen konnten, wurden von deinen Gefühlen beeinflusst.

 

  1. Zu hören, was mit Joshua geschehen wird, beunruhigt dich sehr und du stellst dich gegen den Willen Alahas entgegen, denn du weigerst dich, anzunehmen, dass Joshuas Kreuzigung und Auferstehung der Welt die grosse Wahrheit beweisen wird, dass das Geist-Seelen-Ego eines Menschen unsterblich ist. Wie könnte etwas überzeugender sein, als die Auferstehung und Wiederherstellung eines gekreuzigten Körpers? Kind verstehst du das?“

 

  1. „Aber warum muss es der Körper Joshuas sein?“, fragte der Novize. „Hat er das nicht schon viele Male getan?“

„Ja“, sagte Yiohannan, „doch dies ist Alahas Wille. Sage mir, Yiassounai, wie liebst du Joshua? Wie liebst du seinen grobstofflichen Körper?“

 

  1. „Geliebter Yiohannan“, sagte Yiassounai, „ich will dir zuerst sagen, wie ich dich, mein geliebter Erzengel liebe. Ich liebe dich als Yiohannan in einem grobstofflichen Körper. Ich liebe dich als Yiohannan in einer leuchtenden menschlichen Form aus Licht und Substanz. Ich kann dich so sehen, obwohl die andern dich nur in deinem grobstofflichen Köper sehen können. Ich liebe dich. Ich kann dich auch klar sehen mit den Sinnen meiner Seele, da auch du eine Seele manifestierst.

 

  1. Ich liebe dich als Mensch und als Erzengel Yiohannan. Doch was kann ich von dir wissen, von dir in deinem Erzengel Eins-Sein, im Eins-Sein deines Erzengelranges, mit einem Namen, den du mit den Billionen von Erzengeln in deinem Rang gemeinsam trägst, der mir aber unbekannt ist? Ich liebe Yiohannan.
  2. Ich weiss, dass Joshua, der Mshiha, der Sohn Alahas ist, Eins mit seinem himmlischen Vater Alaha, mit unserem himmlischen Vater, den wir nicht kennen und nicht erfassen können, den nur er kennt.

 

  1. Ich liebe und verehre Joshua, den „Menschensohn“, wie er sich selber nennt. Ich liebe und verehre Joshua, den Menschensohn in seinem prachtvollen Glanz, in jenem blendenden Licht, das du mit deinen materiellen Augen gesehen hast, als er verklärt wurde. Petros und Yiacoub verdeckten die Augen mit ihren Händen.

 

  1. Nur deine Augen, mein geliebter Erzengel, konnten so helles Licht schauen. Wie du weißt, war ich dabei, eingestimmt auf ihn. Können menschliche Augen Joshua als Licht der Welt sehen? Ich liebe Joshua in seiner menschlichen Form, in Fleisch gekleidet, doch auch in seinem blendenden Licht als Menschensohn. ich liebe euch, Yiohannan und Joshua, Menschensöhne, ein Erzengel und Alaha in menschlicher Form. Ihr beide werdet diese Form im immer währenden Leben behalten, somit weiss ich, dass ich euch nie verlieren werde.

 

  1. Mein geliebter Erzengel Yiohannan. Joshua und du, ihr wisst alles, alles, was ich denke und jetzt gesagt habe. Warum hast du mir diese Frage gestellt?“

„Du hast recht mein Lieber“, sagte Yiohannan lächelnd, „doch wenn du es ausdrücklich sagst, wird es tiefer und klarer im Bewusstsein deiner Persönlichkeit verankert.“

 

  1. Yiohannan stand auf und ging zum Tisch, auf dem eine grosse Tonschüssel voll herrlicher Datteln stand. Yiohannan nahm eine Dattel mit Daumen und Zeigfinger seiner rechten Hand und steckte sie sich in den Mund. Dann nahm er noch eine und steckte sie in Yiassounais Mund. Yiassounai schaute auf, in seine Augen, und sagte: „Mein geliebter Erzengel. Versuchst du mir zu zeigen, dass du ein Mensch bist? Du bist ein Erzengel.“

 

  1. „Ja, und jetzt ein Mensch, eine selbst-bewusste Seele wie Du und Joshua, unser vielgeliebter Gott-Mensch. Wir alle sind jetzt Menschen. Wir sind, wie Joshua sagt, Menschensöhne.“

 

  1. Yiassounai sah Yiohannan mit großer Liebe an und sagte: „Mein geliebter menschlicher Erzengel, ich habe mich einmal im Tempel ausgestreckt auf den Boden gelegt und die Füsse Joshuas geküsst. Du hast mich auf die Beine gestellt. Mein Vielgeliebter umarmte mich, küsste meine Augen und sagte zu Rayis Rabbi Ephraim, es sollte mir nun erlaubt sein, das Allerheiligste zu betreten und die Altarlampe mit der unauslöschlichen Flamme anzuzünden. Damals hast du mir versprochen, immer mit mir zu sein.“

 

  1. Yiohannan nahm Yiassounai in seine Arme und küsste ihn sehr liebevoll auf die Augen und Stirne und sagte:

„Yiassounai, bring mir jene zwei Wachskerzen. Zünde sie an und gib eine mir.“ Dann sagte er:

 

  1. „Jetzt siehst du zwei Flammen. Gib mir deine Kerze. Ich halte die Flammen zusammen. Und jetzt siehst du eine Flamme, oder nicht? Jetzt sind es nicht zwei Flammen, sondern nur eine, eine hellere Flamme. Versuche zu verstehen, was ich dir jetzt sagen will.

 

  1. Ich werde nicht nur MIT dir sein, wie versprochen, zwei Flammen an einem Ort, sondern ich werde IN dir sein, zwei Flammen zusammen, eine geworden.“

 

  1. „Diese Flamme wirst du sein, mein Geliebter“, unterbrach ihn Yiassounai, „Und allen, die mich hören, wird gesagt werden, dass meine Lehren nicht meine, sondern deine Lehren sind. Die Leuchtkraft in dieser Flamme wirst du sein, mein geliebter Erzengel.“

 

  1. „Mein Geliebter, mein Yiassounai“, sagte Yiohannan,

„Es spielt keine Rolle, was andere von dir sagen werden, in deinem zukünftigen selbst-bewussten Selbst werde auch ich in dir sein.“ Er küsste Yiassounai zum ersten Mal auf seine Lippen.

 

  1. „Dein Mund wird mein Mund sein. Halte ihn immer rein. Keine schlechten Worte dürfen aus ihm kommen. Halte die Lehren unseres vielgeliebten Joshua immer in deinem menschlichen Herzen. Mache dein Herz zur Lampe Alahas und deinen grobstofflichen Körper zu Seinem Altar. Die Flamme jener Lampe ist das unauslöschliche Licht der Liebe.“

 

  1. Yiohannan hielt inne, als ob er horchte. „Joshua ruft mich in seinen Gedanken“, sagte er, „ich muss gehen“. Er küsste Yiassounai wieder auf die Augen und ging.

 

  1. Stephanos kam in das Zimmer, um die Kerzen anzuzünden, da es dunkel wurde. Er fand seinen Freund schluchzend auf seiner Liege. „Sounai“, sagte Stephanos,

„Wochenlang bist du nun so unglücklich gewesen. Du weißt, wie sehr ich dich lieb habe. Sage mir, was dir so schwer auf dem Herzen liegt.“

 

  1. „Mein lieber Stephanos“, sagte Yiassounai durch seine Tränen, „ich weiss, dass es falsch ist, aber ich kann nicht ohne grosse Schmerzen an die kommenden Ereignisse denken, die ich verdrängt habe und die ich nicht wahrhaben wollte.

 

  1. Ich fühle, dass etwas Abscheuliches, etwas unglaublich Schreckliches geschen wird. Ich versuche, es nicht zu glauben. Ach, Stephanos, ich kann es nicht erklären“. Er brach erneut in Tränen aus.

Stephanos küsste ihn sanft und verließ ihn. Er murmelte leise vor sich hin: „Sounai weint. Simon weint. Warum? Warum weinen sie?“